Nachdem ehemalige Teilnehmende des Project Peace e.V. eine Offenheit des Friedensprojekts für völkische Positionen kritisierten, reagiert nun der Vorstand und zeigt sich betroffen und gesprächsbereit.
»Wir sind betroffen, dass es uns nicht gelungen ist, frühzeitiger für Verständigung mit jenen Ehemaligen zu sorgen, die – durch Diskussionen in Chatgruppen und dem Emailverteiler der Alumnis – , den Eindruck gewonnen haben, dass die Verantwortungsträger:innen hinter project peace offen für rechtes Gedankengut seien. Dies ist nicht der Fall.« Das antwortet der Vorstand des Project Peace e.V. auf einen offenen Brief einer Initiative ehemaliger Projektteilnehmender (»Alumnis«).
In dem Brief kritisierten die Ehemaligen gegen Rechts, eine Offenheit des Projekts für rechte Positionen und fordern »eine klare Haltung gegen Rassismus, Antisemitismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit und andere gruppenbezogene Diskriminierungsformen«. In dem langen Brief schlugen die Ehemaligen eine ganze Reihe von konkreten Maßnahmen zum Umgang damit vor.
»Entwicklung einer lebensbejahenden Kultur«
»Durch die Arbeit im Rahmen von project peace setzen wir uns für die Entwicklung einer lebensbejahenden Kultur ein. Dazu gehört für uns auch die klare Abgrenzung von lebensverachtendem und menschenfeindlichem Verhalten«, heißt es nun in dem Antwortschreiben des Vereinsvorstands. Dieser grenze sich »nachdrücklich von jedweder Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, also auch von Rechtsextremismus, Rassismus und von Verschwörungserzählungen ab.« Diese seien mit dem Welt- und Menschenbild und dem Bildungsauftrag von Project Peace unvereinbar.
Aus Kapazitätsgründen habe man es versäumt, »früher einen Verständigungsprozess mit den besorgten Ehemaligen einzuleiten«. Nun wolle man nun mit allen Ehemaligen Strategien entwerfen, »die die Eindeutigkeit der Position des project peace e.V. intern absichern und nach außen kennzeichnen.« Dazu soll es ab Herbst eine Seminar- und Vortragsreihe geben.
»Bei allem Einsatz für eine liebevolle Gesellschaft trifft es uns, unter Verdacht geraten zu sein, rassistischem Gedankengut mit unserem Projekt einen Boden zu bieten«, schreibt der Vorstand abschließend. Für die Verbesserungsvorschläge sei man dankbar und sehe sich als gutes Beispiel dafür, »dass praktischer Frieden immer auch ein fortlaufender Lernprozess ist.«
Ehemalige gegen Rechts »insgesamt hoffnungsvoll gestimmt«
Bei den Ehemaligen gegen Rechts wiederum herrscht teilweise Unmut darüber, dass der kurze Brief ihre konkreten Vorschläge und Kritik aus ihrer Sicht noch nicht ausreichend würdige. So habe es im Gegensatz zur Darstellung des Vereins in der Vergangenheit bereits Boden für rechtes Gedankengut gegeben, erklärte ein Ehemaliger auf Anfrage von Allgäu rechtsaußen. Entsprechende Belege liegen der Redaktion vor. Ebenso werde nicht darauf eingegangen, dass ein Leiter in der Debatte bereits Offenheit für und Verharmlosung von rechtem Gedankengut gezeigt habe.
Auch auf programmatische Problematiken sei der Vorstand nicht eingegangen. Etwa die rechte Kapitalismuskritik von Silvio Gesell oder die spirituell-esoterische Tiefenökologie. Auf Anfrage von Allgäu rechtsaußen verzichtete der Vereinsvorstand auf eine weitere Stellungnahme.
Positiv sehen die Ehemaligen gegen Rechts jedoch, dass eine Abgrenzung erfolgte und dass der Vorstand ein offenes Ohr für ihre Anliegen hätte. Sie äußerten auch Verständnis, »dass es sich um eine prekäre Umbruchszeit handelt, in der sehr viele große Aufgaben von Ehrenamtlichen geleistet werden müssen, die zwar Bock haben und die Kritik verstehen, aber die von der Umsetzung der ambitionierten Ziele überfordert sind.» Da eine tiefere Auseinandersetzung mit der Problematik im Rahmen einer Seminarreihe stattfinden soll, seien sie »insgesamt hoffnungsvoll gestimmt.«