Memmingen macht mobil gegen den Auftritt von Björn Höcke in der Stadthalle. Während der Stadtrat den AfD-Politiker auffordert, zu Hause zu bleiben, ruft ein breites Bündnis zu Gegendemonstrationen auf.
»Höcke kommt nach Memmingen!« Mit diesem Satz wirbt die AfD für eine Veranstaltung am Samstag in der Memminger Stadthalle. »Es dürfte klar sein, dass wir es nicht einfach hinnehmen werden, wenn diese faschistische Partei in unserer Stadt öffentlich auftritt«, schreibt die Autonome Bande für den revolutionären Umbruch Memmingen in einem Aufruf zu einer Gegendemonstration, die ab 17:30 Uhr am Marktplatz beginnen soll. Das Motto: »Alle zusammen gegen den Faschismus – Linke Gegenmacht aufbauen!«
Mit »Solidarität« gegen »faschistische Normalisierung«
Denn gerade Höcke stehe »für den klassischen NS- Flügel der AfD«, so der Aufruf weiter. Er falle »immer wieder mit besonders strammen Nazisprüchen auf und hat maßgeblichen Anteil an der Diskursverschiebung nach rechts in den letzten Jahren.« Durch bewusste Tabubrüche sorge er besonders für die »Normalisierung faschistischer Inhalte in der Öffentlichkeit.« Statt rechter Krisenlösungen, die auf Ausgrenzung setzten und für die etwa die AfD stehe, setzen die Antifaschist_innen auf eine solidarische Gesellschaft und den »Aufbau von linker Gegenmacht von unten«.
Nach einem Umzug durch die Stadt soll die Demonstration zu einer parallel stattfindenden Kundgebung im Stadtpark an der Grimmelschanze nahe der Stadthalle stoßen und darin aufgehen. Zu der Kundgebung ruft ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Vereinen unter dem Motto »Memmingen rückt zusaMMen« auf. So wolle man »der AfD zeigen, dass ihr menschenverachtendes Gedankengut in Memmingen aber auch überall sonst nichts zu suchen hat!«
»Grenze der Gastfreundschaft erreicht«
Auch die Fraktionen des Memminger Stadtrates sprechen sich deutlich gegen den Besuch von Björn Höcke aus. Zwar sei Memmingen eine gastfreundliche Stadt. »Beim Besuch von Björn Höcke ist die Grenze dieser Gastfreundschaft aber erreicht«, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Fraktionen. Einen Mann, den man als Faschisten bezeichnen dürfe, der das Holocaust-Mahnmahl als »Denkmal der Schande« bezeichnet habe, der eine tausendjährige Zukunft für Deutschland wolle, der sich mehrfach fremdenfeindlich und antisemitisch geäußert habe, »den wollen wir nicht willkommen heißen.« Deshalb solle Höcke zuhause bleiben und »nicht den Geist einer unseligen Vergangenheit in unser friedliebendes Memmingen« tragen.
Christoph Maier: »geistiger Brandstifter, der Höcke in nichts nachsteht«
Diesen »Geist« sehen die Organisator_innen der Gegendemonstration jedoch längst auch im Stadtrat angekommen. So sei nicht verwunderlich, dass gerade die Memminger AfD Höcke für ihren Wahlkampfauftakt in die Stadt hole, erklärt ein Sprecher der »Bande« auf Anfrage von Allgäu rechtsaußen. Der Vorsitzende des Kreisverbandes, Landtagsabgeordnete und Stadtrat der Rechtsaußenpartei, Christoph Maier, sei »ein geistiger Brandstifter, der Höcke in nichts nachsteht.« Dazu zählt die Gruppe einige Beispiele auf:
- 2018 stand Christoph Maier demnach gemeinsam mit der Neonazi-Partei Der Dritte Weg auf seiner AfD-Kundgebung in Ottobeuren.
- 2019 zeigten Aufnahmen eines Treffens des sogenannten Flügels Maier gemeinsam mit Höcke beim Singen der revisionistischen 1. Strophe des Deutschlandliedes.
- 2020 traf sich Maier in einer Memminger Kneipe mit einem Lokalpolitiker der FDP, mit dabei ein Neonazi der Kameradschaft Voice of Anger.
- 2021 versucht Maier in Kooperation mit der rechtsradikalen Plattform EinProzent den Teil von Schwabens Zivilgesellschaft, die sich gegen Rechts einsetzt, als »linksextremistisch« zu diskreditieren.