Mit eigens angefertigten Holztafeln ehrt Voice of Anger im Allgäu vermeintliche Helden. Doch den Neonazis geht es um weit mehr als NS-Nostalgie.
Ohne dem Dritten Reich und den Tätern der nationalsozialistischen Willkürherrschaft zu huldigen geht es nicht: Wie auch in den vergangenen Jahren legten Anhänger der Allgäuer Skinheadkameradschaft Voice of Anger am 17. November 2019 Devotionalien an mehreren Kriegerdenkmälern nieder. Das geht aus dem Bayerischen Verfassungsschutzbericht 2019 hervor, den Innenminister Joachim Herrmann am Freitag in München vorstellte.
Traditionell verklären Neonazis den Volkstrauertag zum »Heldengedenktag« und legen Kränze an Kriegerdenkmälern nieder oder zünden Kerzen an. Im vergangenen Jahr sollten es Fichtenholztafeln sein, mit denen Anhänger von Voice of Anger ihre gefallenen »Helden« ehren. Die eigens angefertigten Tafeln waren laut Inlandsgeheimdienst mit der Aufschrift »Heldengedenken 2019«, einem Deutschen Kreuz, Bildern und dem Text des Lieds Der gute Kamerad bedruckt.
Tafeln mit Kriegsorden Hitlers
Die Holztafeln brachte Voice of Anger demnach nach Memmingen-Steinheim, Ottobeuren, Thannhausen und Waltenhausen. Am Waldfriedhof Memmingen legten die Aktivisten eine der beschriebenen Holztafeln am Ehrengrab von Max von Mulzer ab. Hochdekoriert diente von Mulzer im Ersten Weltkrieg als Jagdflieger.
Das auf die Tafeln gedruckte Deutsche Kreuz war im Zweiten Weltkrieg ein deutscher »Kriegsorden« bestehend aus einem achtstrahligen Stern mit silberner Umrandung. Auf ihm befand sich ein stilisierter Lorbeerkranz, der ein Hakenkreuz umfasst. Die eingravierte Zahl 1941 steht für das Jahr der Stiftung durch Adolf Hitler.
Mehr als NS-Nostalgie
Für Voice of Anger sind die sogenannten Heldengedenken seit Jahren feste Tradition. Doch die Neonazis sind an weit mehr als NS-nostalgischen Aufmärschen interessiert. Schon im November 2008 nahm etwa Benjamin Einsiedler an einem der Aufmärsche teil. Heute gilt er als Führungsfigur von Voice of Anger und nimmt eine Schlüsselrolle bei der Vernetzung seiner Skinheadkameradschaft in die internationale militante Szene ein.
Als die Polizei gegen Einsiedlers Plattenlabel Oldschool Records vorging, stießen die Ermittler auf seinem Computer auf brisante Photos. Sie zeigen Anhänger von Voice of Anger an einem Schießstand. Auf einem Tisch liegen Faustfeuerwaffen – neben Bildern jüdischer Geistlicher, die offenbar als Zielscheiben dienen sollen.
Sorry, aber die sind doch alle nicht ganz dicht.
Dummvolk.