Photo einer mit Blumenkränzen geschmückten Freilichtbühne mit Bäumen im Hintergrund, auf der Musiker*innen (Erwachsene und Kinder) in volkstümlicher Kleidung. Davor ist Schrift montiert: »Sebastian Lipp / www.allgaeu-rechtsaussen.de / Von Waldorfschulen, ›Wurzelrassen‹ und völkischer Bewegung«. Rechts der Schrift ein Schwarweiß-Portrait von Rudolf Steiner.

Waldorfschule, »Wurzelrassen« und völkische Bewegung (Online-Vortrag)

Die Waldorfschule gilt als fortschrittliche Alternative zur staatlichen Beschulung. Doch sie steht in einer okkult-rassistischen Tradition. Wie sehr ist sie davon geprägt? Online-Vortrag der Reihe Radikal Rechte Refugien am 17. April ab 19:00 Uhr.

In der Online-Diskussionsreihe »Radikal Rechte Refugien« werden unterschiedliche Subkulturen und Anknüpfungspunkte radikal-rechter Akteur*innen diskutiert. In jeder Sitzung wird eine Lebenswelt radikal-rechter Akteur*innen gesondert behandelt. Ziel ist es dabei, ein tiefgreifendes Verständnis der diversifizierten radikal-rechten Strukturen, Strategien und Ideologien zu entwickeln, um demokratie- und menschenfeindliche Akteur*innen sowie deren Ideologiefragmente besser erkennen und entgegentreten zu können.

Zum Abschluss der Reihe gibt uns Sebastian Lipp Einblicke in den Zusammenhang zwischen der Anthroposophie und rechtsradikalem Denken, insbesondere mit Blick auf die Waldorfschule.

Mehr zu diesem Thema:  Völkischer »Erntetanz« bei Widmers im Allgäu

Waldorfschule: Fortschrittliche Beschulung oder okkult-rassistische Pseudo-Pädagogik?

Photo einer mit Blumenkränzen geschmückten Freilichtbühne mit Bäumen im Hintergrund, auf der Musiker*innen (Erwachsene und Kinder) in volkstümlicher Kleidung. Davor ist Schrift montiert: »Sebastian Lipp / www.allgaeu-rechtsaussen.de / Von Waldorfschule, ›Wurzelrassen‹ und völkischer Bewegung«. Rechts der Schrift ein Schwarweiß-Portrait von Rudolf Steiner.

Die Waldorfschule gilt als fortschrittliche Alternative zur staatlichen Beschulung. Dennoch steht die Waldorfpädagogik bis heute in der Tradition ihres Gründers Rudolf Steiner, dessen angeblich durch hellseherische Einsichten erworbene Überzeugungen zutiefst rassistisch, autoritär, wissenschaftsfeindlich und esoterisch sind. Die Mischung aus Image und Tradition macht die Waldorfdschule ebenso für (links-)alternative und ökologische wie für (rechts-)esoterische und völkische Milieus attraktiv. Der Vortrag gibt Einblick in die okkult-rassistischen Hintergründe der Steiner-Pädagogik und legt ihre Verstrickung in eine völkische und rechte Denktradition offen.

Im Online-Vortrag der Reihe Radikal Rechte Refugien referiert Sebastian Lipp am Mittwoch, dem 17. April 2024 ab 19:00 Uhr. Eine Teilnahmgebür wird nach dem Solidarmodell erhoben, eine Anmeldung bei der Domberg-Akademie ist notwendig.

Sebastian Lipp recherchiert und berichtet als Journalist für verschiedene Medienhäuser, darunter etwa Zeit online, der Bayerische Rundfunk und verschiedene Tageszeitungen. Sein Schwerpunkt: Die Umtriebe von Neonazis und anderen Rechtsradikalen vor allem in Bayern und Württemberg. Als Chefredakteur bei Allgäu rechtsaußen sieht er bei der dortigen Szene besonders genau hin. Im Mai 2019 zeichnete ihn der Bayerische Journalistenverband für die von ihm herausgegebene umfangreiche Recherche zum rechten Untergrund im Allgäu mit einem Preis zum Tag der Pressefreiheit aus.

Mehr zu diesem Thema:  Buch zur preisgekrönten Recherche »Voice of Anger und der rechte Untergrund im Allgäu« in 2. Auflage

Teilnahmegebühr im Solidarmodell

Sharepic für die Vortragsreihe Radikal Rechte Refugien. Den Großteil des Bildes nimmt ein grüner Kasten ein, auf dem vertikal mittig der Titel der Reihe zu lesen ist. Das erste und das letzte Wort jeweils in weiß, »Rechte« in rot. Rechts daneben in Rot die drei Buchstaben »RRR« unterlegt mit Rechtecken, denen jeweils von einer Ecke ausgehend in unterschiedlichem Ausmaß die Outline fehlt, sodass sie dort jeweils offen erscheinen. Über und unter dem grünen Block ist ein weißer Streifen, in dem die Logs der Beteiligten aufgeführt sind: Oben: Kompetenzzentrum Demokratie der Katholischen Kirche in Bayern, Domberg Akademie und akademie cph. Unten: bpb: Anerkannter Bildungsträger, AKSB, sowie der Text: »Die Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke e.V. (AKSB) ist anerkannter Träger der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Domberg-Akademie ist unterträger der AKSB.«

Im Solidarmodell kalkuliert die Domberg-Akademie eine empfohlene Teilnahmegebühr von 9 Euro. Um allen Interessierten die Teilnahme an den Angebote offen zu halten, ist es möglich, die Veranstaltung kostenfrei oder ermäßigt für 5 Euro zu besuchen.
Wem es möglich ist, andere Teilnehmende mitzufinanzieren, kann freiwillig mehr bezahlen. Die Akademie empfiehlt dann 15 Euro.


Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

Eltern, Angehörige und Freunde von Jugendlichen, die sich rechts orientieren, können Hilfe bei der Elternberatung bekommen.

Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

3 Gedanken zu „Waldorfschule, »Wurzelrassen« und völkische Bewegung (Online-Vortrag)“

  1. Waldorfschule goes science … ich poste einen Auszug aus einem Beitrag von Dr. Ansgar Martins zum neuen Sammelband „Critically Assessing the Reputation of Waldorf Education in Academia and the Public“, link dazu unten:

    „The German Waldorf Wars of 2007

    Orthodoxy, Orthopraxy, Empirical Turns and the Problem of Racism

    By Ansgar Martins

    (…)

    Putting the Finger in the Wound: The Intervention of Andreas Lichte

    It was also in 2007 that Waldorf schools first attempted, hesitantly enough, to distance themselves from Steiner’s racism. As so often, it fell to a renegade, in this case, Andreas Lichte, to get the ball rolling. Lichte had published an incisive account in 2004 of what he encountered as an intern at the Waldorf teacher-training seminar in Berlin. It bore the subtitle, “The Experiences of an Intern Who Has Made His Escape”. A kind of diary in which he wrote about himself in the third person, this was the first of a number of critical treatments of the issue he has published since, for example, in 2012/2013, on the „Ruhrbarone“ blog and, since 2019, in the avowedly atheist „Humanistischer Pressedienst“ [Humanist Press Service]. Steiner’s racism has been one of his key concerns throughout. His account of a week-long geography module at the Berlin seminar is a case in point. It hinged on a juxtaposition of Central and Eastern Asia, on the one hand, and North America, on the other, contrasting the Asians’ ethereal orientation towards the heavens – expressed architecturally by the pagoda – to the gravitas of the pre-Columbian indigenous peoples’ attachment to the earth, supposedly expressed architecturally by the step pyramid. Confronted with this typology,

    »L. takes the liberty of asking: “So what does this mean for the North American Indians – for pueblo architecture? Or the tent of the Plains Indians?” “They are insignificant in the grand scheme of things; the Indians were already a race in terminal decline”, is the lecturer’s response. “What do you mean by a race in terminal decline? That the white settlers displaced the Indians from their ancestral habitat?” “No, the Indians were already a race in terminal decline; they lacked the prerequisites to progress to a more advanced level of cultural attainment”. None of the trainees say anything. Recalling his trip to the Western United States, L. can barely contain himself: “Don’t you think it’s unfair to add insult to injury by blaming the Indians for all the injustices they have endured?!” “Why are you so outraged? After all, the ancient Egyptians were a race in terminal decline, too”. L. is lost for words: “Say that about the ancient Egyptians, if you must, but I don’t want to tell an Indian hitching a ride with me that he belongs to a race in terminal decline!”«

    (Lichte, 2004, July 1)

    What Lichte had to say was hardly surprising. There are plenty of racist, nationalist and “Nordic” tropes in the corpus of 20th-century anthroposophical and Waldorf literature (cf. Zander, 2001; Bierl, 2005; Husmann, 2010; Staudenmaier, 2014; Martins, 2012, 2022), and typologies rooted in cultural geography continue to reverberate in Waldorf education.

    (…)“

    „The German Waldorf Wars of 2007“ is published in: „Critically Assessing the Reputation of Waldorf Education in Academia and the Public“, Edited by Ann-Kathrin Hoffmann, Marc Fabian Buck, Routledge, London, 2024 – im internet: https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/88729/9781040031612.pdf?sequence=1&isAllowed=y

    (Lichte, 2004, July 1): „Wundersame Waldorf-Pädagogik oder Atlantis als Bewusstseinszustand“ – im internet: https://www.novo-argumente.com/artikel/wundersame_waldorf_paedagogik_oder_atlantis_als_bewusstseinszustand

  2. … ich sprach in meinem Kommentar vom 8.4., oben, von „Waldorf & Wissenschaft“. Was läge da näher, als an den Wissenschaftssenator zu schreiben? Ob es was brächte? Gerade wiedergefunden (der Brief liegt mir vor, ich weiß wer »M.S.« ist):

    „Brief von »M.S.«

    an

    Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung
    Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner
    Beuthstr. 6-8
    10117 Berlin

    Bitte um staatliche Prüfung der Lehrerbildung und damit verbundener Lehrinhalte am Waldorf- Lehrerseminar Berlin- Mitte

    Berlin, 28.2.2007

    Sehr geehrter Prof. Dr. Zöllner,

    ich habe von September 2006 bis Ende Februar 2007 an der Weiterbildung zum Waldorflehrer/ Abendkurs am Seminar für Waldorfpädagogik e.V. in Berlin- Mitte, Weinmeisterstraße 16, 10178 Berlin, teilgenommen.

    Was dort als Lehrerbildung bezeichnet wird, ist meiner Erfahrung nach die Vermittlung anthroposophisch- esoterischer Inhalte, ohne Duldung sachlicher Kritik, die seitens der teilnehmenden Seminaristen geäußert wurde. Zur Weiterbildung gehört die Besprechung und Auslegung esoterischer Texte des Begründers der Anthroposophie Rudolf Steiner. Diese Besprechungen und Auslegungen haben den Charakter einer ideologischen Schulung, die das anthroposophische Menschenbild im zukünftigen Lehrer fest verankern soll. Das bedeutet, dass die äußerst fragwürdigen Anschauungen Steiners in den zu lehrenden Unterrichtsstoff der Waldorfschulen einfließen.

    Noch vor Beginn des Seminars wurde mir vom Dozenten und Seminarleiter Michael Handtmann beim Vorstellungsgespräch versichert, dass ich keinesfalls zum „willigen Schüler Rudolf Steiners“ ausgebildet werden solle. Das Gegenteil war der Fall. Ich möchte klarstellen, dass ich nicht im Verlauf einer offenen Auseinandersetzung das Seminar verlassen habe, sondern schlicht um eine Auflösung meines Lehrgangsvertrages gebeten habe.

    Viele meiner Mit- Seminaristen waren ebenso verwundert und abgestoßen von der Indoktrination esoterischer Schulungsinhalte, doch offene Kritik kam nur bei den wenigsten auf. Grund dafür ist die berufliche und ökonomische Lage der meisten Seminaristen, die sich durch die Weiterbildung zum Waldorflehrer eine berufliche Perspektive erhoffen. Die meisten der Seminaristen sind ebenso wie ich über 30 Jahre und älter – viele von ihnen von Arbeitslosigkeit bedroht. Da Kritik von den Dozenten des Seminars mit Schweigen oder beleidigter Ablehnung beantwortet wurde, ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit schweigt, obwohl viele anders denken – niemand möchte seinen zukünftigen Arbeitsplatz gefährden.

    Zur Methodik des Unterrichts: Ich besuchte die Oberstufenmethodik. Auch hier war die Grundlage jeglicher Betrachtung seitens der Dozenten Rudolf Steiner: alles beginnt und endet mit ihm. Jede Empfehlung, jedes Betrachten des Schülers und des Unterrichts wird durch die Texte Steiners erklärt und interpretiert. Da bleibt kein Raum für Veränderungsvorschläge oder eine wissenschaftliche Auseinandersetzung – ein Vergleich mit pädagogischen Standardwerken findet nicht statt.

    Ich frage mich ernsthaft, wo dabei das eigene Denken eines zukünftigen Lehrers bleiben soll, es wird einfach ersetzt, denn die obskuren Schriften Steiners liefern nach Ansicht der Dozenten die Antworten auf alle Fragen. Diese Art von Lehrerbildung verstößt gegen das Selbstbestimmungsrecht im Denken und Handeln der Teilnehmer, sie ist sektiererisch und esoterisch- ideologisch. Deshalb bitte ich sie nachdrücklich, das Aufsichtsrecht des Staates zu nutzen, um die Lehrerbildung des Seminars für Waldorfpädagogik eingehend kritisch zu prüfen.

    Mit freundlichen Grüßen

    »M.S.«“

  3. Hinweis auf einen sehr guten, kurzen Artikel über Rudolf Steiners Rassismus und die Bedeutung der „White Supremacy“ für die Praxis der Waldorfpädagogik (siehe Ende des Auszugs):

    „Rudolf Steiners Rassismus

    Er glaubte an weiße Vorherrschaft

    Rudolf Steiner war rassistisch. „Schule ohne Rassismus“-Plaketten an Waldorfschulen bleiben Selbstbeschwörung.

    taz, 20. 5. 2024, Frau Lea

    (…)

    Steiner postuliert, die weißen Europäer seien diejenigen, die „am Geiste schaffen“, die „das Menschliche in sich entwickeln“ und denen die Zukunft gehöre. Alle anderen Menschen seien weniger entwickelt oder laut Steiner sogar „dekadent“ geworden. Manche nur bis „zur Wildheit“ (Indigene), andere bis hin „zur Stufe der Tierheit“ (Affen). Blonden Menschen attestiert er Gescheitheit, dunkelhaarigen dagegen jedoch einen Hang zum Materialismus. Steiner konzipiert in seinen Schriften also eine deutliche Hierarchie von ethnischen Gruppen.

    (…)

    Wenn man nun versuchen würde, die White Supremacy aus dem inneren Zusammenhang des Waldorflehrplans zu entfernen, was bliebe dann noch übrig? Was sind „Stuttgarter Erklärung“, „Frankfurter Memorandum“ und „Schule ohne Rassismus“-Plaketten an Waldorfschulen mehr als Selbstbeschwörung, wenn Waldorfpädagogik auf einer im Kern menschenverachtenden Weltanschauung basiert?“

    zum vollständigen Artikel: https://taz.de/Rudolf-Steiners-Rassismus/!6008939/

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