Heute Abend soll der Anastasia-Anhänger Robert Briechle auf Einladung der Partei dieBasis im Landgasthof Nassenbeuren bei Mindelheim referieren. Solange seine sonstigen Gäste nicht gestört werden, ist dem Wirt das »egal«.
»Geht es dem Boden gut, geht es dem Menschen gut!« Unter diesem Motto lädt ein Flugblatt zum Vortrag mit »Permakultur-Pionier« Robert Briechle heute im Landgasthof Nassenbeuren. »Permakultur: Ware / Wahre Ökologie« scheint dabei der Titel des Vortrags zu sein. Den Inhalt müssen sich Interessierte aus Fragen erschließen: »Willst du deinen Enkeln eine nachhaltig gesunde Natur weitergeben? Willst du nährstoffreiche Lebensmittel essen? Willst du mehr über optimale Selbstversorgung erfahren? Dann komme und informiere dich, denn humushaltige Böden sind die Basis allen Lebens«, heißt es auf dem Werbezettel. Wer für den Vortrag verantwortlich ist, ist nicht angegeben. Allerdings ist »die Basis« im letzten Satz hervorgehoben.
»Solange sie ihren Vortrag ruhig machen, keine Parolen grölen und meine anderen Gäste nicht belästigen, ist mir das egal«
Dass die Querdenken-Partei tatsächlich hinter der Veranstaltung steckt, bestätigt der Wirt des Mindelheimer Landgasthofs am Donnerstag auf Anfrage. Damit habe er kein Problem, schließlich sei die Partei zugelassen. Sie hätte seine Räumlichkeiten bereits mehrfach genutzt, wobei es nie zu Problemen gekommen sei. Auch, dass die immer wieder mit verschwörungsideologischen Motiven und Umsturzphantasien auffallende junge Kleinpartei mit Robert Briechle einen Permakultur-Enthusiasten eingeladen hat, der die Ideen der völkischen und antisemitischen Anastasia-Bewegung vertritt und mit ausgewiesenen Neonazis verkehrt, stört den Wirt nicht: »Solange sie ihren Vortrag ruhig machen, keine Parolen grölen und meine anderen Gäste nicht belästigen, ist mir das egal«. Deswegen müsste dieBasis auch in einem abgetrennten Saal tagen. Die anderen Gäste sollten davon nichts mitbekommen. Als Unternehmer müsse er eben »wirtschaftlich denken«.
Robert Briechle hat den Mutterhof in Unterthingau als Familienlandsitzprojekt im Sinne der völkischen Anastasia-Bewegung gegründet und beteiligt sich am Ausbau weiterer Stützpunkte. Name und Konzept der »Familienlandsitze« gehen zurück auf eine Romanreihe des russischen Autors Wladimir Megre, die stark esoterisch aufgeladen von der mystischen Heilsbringerin Anastasia erzählen. Rassistische, antisemitische, frauenfeindliche und verschwörungsideologische Aussagen werden in eine scheinbar ökologische Utopie eingebunden. Zentral neben einem bei völkischen Siedlungs- und Hofprojekten beliebten quasi-religiösen Überbau ist die Idee, sogenannte Familienlandsitze im Einklang mit ihren Ahnen und der Natur aufzubauen.
»Was der Führer auch gesagt hat: Blut und Boden. Kraft durch Freude«
Nach außen hin stellt Briechle den Mutterhof allerdings als ökologisches Vorzeigeprojekt dar. Eine bewusste Strategie, wie etwa anhand von Vorträgen des Anastasia-Aktivisten Frank Willy Ludwig deutlich wird. Unter dem Namen Urahnenerbe Germania führt der vollbärtige Mann aus Brandenburg Strategieschulungen für Anhänger*innen der Anastasia-Bewegung durch. Auf einer Aufnahme einer solchen Veranstaltung ist Robert Briechle zu sehen, der Frank Willy Ludwig auf der Bühne freundschaftlich umarmt. In den Schulungen vertritt Ludwig nicht nur die antisemitischen Ansichten, welche sich auch in der innerhalb der Bewegung als prophetisch betrachteten Anastasia-Buchreihe wiederfinden. Auf einem der Vorträge rief der Neonazi etwa auf: »Kümmert euch um eure Frau. Zeugt Kinder. Schafft euch einen Garten an, fertig. Das ist es doch was der Führer auch gesagt hat. Blut und Boden. Kraft durch Freude.«
Öffentlich jedoch solle man sich anders geben, wie Ludwig als Redner in einem dem ARD zugespielten Video einer Schulung sagt: »Gründet etwas Schönes. […] Die bezaubern dann auch die Leute wenn sie öffentlich auftreten durch Gesang und durch die Kleidung und durch Tanz. Das ist wichtig. Weil wenn du dich im Volk beliebt machst, kann kein Politiker, keine dunkle Macht mehr sagen: ›Ey, das sind Böse‹. Dann sagen die: ›Moment mal, die habe ich doch beim Konzert erlebt. Wie können die böse sein, die sind doch toll.‹« Ganz so direkt dürfte Briechle heute Abend auch bei dieBasis nicht auftreten, die Ideen Anastasias als vermeintliche Lösung für »eine nachhaltig gesunde Natur« zu propagieren sich aber nicht nehmen lassen.