Tobias Ginsburg nimmt uns mit auf eine kurzweilige investigative Recherchereise zu hochgefährlichen Männerbünden und den selbsternannten Kriegern des Patriarchats.
»Der westliche Mann wird unterdrückt und verweiblicht, er ist vom Aussterben bedroht.« So klingt der immer lauter werdende Kriegsschrei der Antifeministen, der zu einem Mantra der wieder erstarkenden Rechten geworden ist. Man hört ihn von hyperaggressiven Maskulisten und hasszerfressenen Internet-Hetzern, von testosteronverklebten Sexisten und neurechten Frauenhassern. Tobias Ginsburg hat sich ihnen ein Jahr lang undercover angeschlossen, um herauszufinden, wo diese Ängste und all der Hass herrühren.
»Langes Jahr voller Wahn und Hass«
Seine Recherche führt ihn quer durch Deutschland und das Internet, in die USA und nach Polen. Er trifft auf rechtsradikale Burschenschafter und faschistische Rapper, auf Online-Trolle und Offline-Schläger, Incels und Identitäre, lässt sich zum »wahren Mann-Sein« anleiten und begleitet muskelbepackte Neonazis bei der Rekrutierung junger Männer. Und schließlich stößt er auf ein international agierendes Netzwerk antifeministischer Fundamentalisten.
Mit dem Buch Die letzten Männer des Westens legt Ginsburg eine beklemmende Reise in eine zutiefst gefährliche Welt mitten unter uns vor. Für Ginsburg war es ein »langes Jahr voller Wahn und Hass«, für uns Lesende ist es dank seines oft süffisanten Humors ein kurzweiliger Trip durch die skurrile Welt rechter Männerbünde und gekränkter Egos. Bei allem Spott, den diese mitunter abbekommen, gelingt es Ginsburg fair und einfühlsam gegenüber den Betroffenen seiner Recherche zu bleiben. Denn unter ihnen sind nicht nur harte Ideologen, Agitatoren und Profiteure. Wie Ginsburg zeigt, sind die Verhältnisse oft nicht so klar, viele der Antifeministen sind Täter und Opfer zugleich. Immer wieder reflektiert Ginsburg im Buch, wie ihn die Undercover-Recherche unter »harten Männern« beeinflusst und gibt dabei auch tiefen Einblick in die Reflektion seiner eigenen Männlichkeit. Auch davon sollte Mann lernen.
Tobias Gisnburg:
Die letzten Männer des Westens.
Antifeministen, rechte Männerbünde und die Krieger des Patriarchats
Rowohlt Polaris, 2021
336 Seiten
Preis: 16 Euro
ISBN: 978-3-499-00353-0