Immenstadt, 23. November 2021. Unbekannte schmieren NS-relativierende Sprüche gegen die Impfung, Verschwörungsmythen und Widerstandsaufrufe an mindestens 17 Objekte, beschädigen eine Justitia-Statue und markieren Lokale, die 2G-Regeln umsetzen.
In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es in Immenstadt zu einer Graffitiserie, die sich gegen die aktuell laufenden Coronaimpfungen richtet. Das berichtet die Polizei am Dienstag in einer Mitteilung an die Presse. Insgesamt wurden demnach im Stadtgebiet Immenstadt 17 Objekte mit roter und schwarzer Farbe besprüht. Über die Höhe des dadurch entstandenen Sachschadens könnten noch keine Angaben gemacht werden. Bereits in der Halloweennacht vom 31. Oktober auf den 1. November hatte es ähnlich gelagerte Sachbeschädigungen im Stadtgebiet Immenstadt
gegeben.
NS-Verharmlosung, Antisemitismus und befürchtete weitere Radikalisierung
Die jüngsten Schmierereien beinhalten Parolen wie »Söders Impf-SS«, Bezüge auf die in Querdenken-Kreisen beliebte Verschwörungserzählung, hinter der Pandemie stecke ein finsterer Plan sowie Aufrufe zum »Widerstand«. Das teilt die Polizei auf Nachfrage von Allgäu rechtsaußen mit. Vor Lokalen, die einen Hinweis auf die 2G-Regelung angebracht hatten, sei ein rotes Kreuz auf den Boden gesprüht worden. Am Marienplatz war es laut Polizei ein »kotzendes Emoji«. Auf einem Bronzeengel in der Jahnstraße, der ein Schwert in der einen Hand und eine »Justitia-Waage« in der anderen Hand hat, wurden Schwert und Waage rot angesprüht.
»Die Behauptung, es gäbe eine »Impf-SS« verharmlost die Verfolgung und systematische Vernichtung der europäischen Juden und Jüdinnen in der Schoah. Mit solchen Vergleichen werden die Opfer und ihre Angehörigen verhöhnt. Mit dem Schriftzug »Plan-demie« klingt an, dass der oder die Verfasser einem verschwörungsideologischen – und damit sehr oft antisemitischen – Weltbild anhängt. Das vermehrte Auftreten derartiger Parolen zeigt, wie stark der Mitteilungsdrang dieser Menschen ist. Ich befürchte, dass es zu einer weiteren Radikalisierung kommen wird, wie es in dem Aufruf zum Widerstand schon anklingt«, sagt Felix Balandat von RIAS Bayern, einer Monitoring-Stelle für antisemitische Vorfälle in Bayern.