Zur Erinnerung an Benno und Martha Rosenbaum verlegt Gunter Demnig am 29. Dezember 2019 Stolpersteine in der Kalchstraße 11.

Allgäuer Gedenken an Novemberpogrome

In Lindau, Oberstaufen, Kempten, Memmingen und Kaufbeuren finden anlässlich des 83. Jahrestages der Novemberpogrome der Nazis am 9. November Gedenk- und Mahnveranstaltungen statt.

Lindau: Omas gedenken und mahnen

Die Omas gegen Rechts Bodensee laden ein zur Mahn- und Gedenkveranstaltung am 9. November 2021 von 17:30 bis 18:30 Uhr in der Linggstr. 3 auf der Lindauer Insel. Das dortige Kulturamt war »in dunklen Zeiten Gestapo-Zentrale«, so die Omas in ihrem Aufruf. »Wir Omas gegen Rechts in Deutschland setzen uns mit all unserer Kraft und tiefsten Überzeugung dafür ein, dass sich diese entsetzlichen Ereignisse nicht wiederholen dürfen.« Denn: »Zuerst brannten Bücher. Danach brannten Synagogen. Bald darauf brannten Menschen. Zuletzt brannte die ganze Welt.«

Wir in Deutschland befänden uns »seit einigen Jahren in der bedrückenden Situation, dass Faschisten neuerlich versuchen, nach der politischen Macht zu greifen.« Deren »Feigenblatt« sei »die vermeintliche Bürgerlichkeit, die in keinster Weise glaubhaft ist und anhand zahlloser Beispiele widerlegt werden kann und muss.« Die Omas gegen Rechts schreiben, sie »stehen – sichtbar und auch lautstark – für ein Nie Wieder und fordern alle aufrechten Demokraten auf, nicht nur an diesem traurigen Tag gemeinsam mit uns Flagge gegen Rechts zu zeigen.«

Kempten: 3D-Videoprojektion an ehemaligem jüdischem Gebetshaus

Am 9. November findet in Kempten ab 19 Uhr eine Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen 1938 statt. Im Mittelpunkt einer 3D-Videoprojektion steht das Landhaus am Residenzplatz (heute Commerzbank), in dem sich früher ein Gebetshaus der Kemptener Juden befand. Das teilt der Stadtjugendring mit, der für die Veranstaltung erstmals mit der Stolpersteininitiative Kempten kooperiert.

Im wahrsten Sinne des Wortes beleuchtet werden dabei die Ereignisse rund um die Reichspogromnacht 1938, deren Vorgeschichte mit der Machübernahme des Faschismus in Deutschland und die Tatsache, dass das verbrecherische und menschenverachtende Denken und Handeln des Nationalsozialismus noch heute Anhänger*innen in unserem Land findet.

Der Stadtjugendring Kempten und die Stolpersteininitiative rufen alle Menschen auf, gemeinsam an diesem Tag den Opfern des Faschismus zu gedenken.

Memmingen: Gedenkstunde gegen das Vergessen und Stolperstein-Spaziergang

Zur Erinnerung an Benno und Martha Rosenbaum verlegt Gunter Demnig am 29. Dezember 2019 Stolpersteine in der Kalchstraße 11.
Zur Erinnerung an Benno und Martha Rosenbaum verlegt Gunter Demnig am 29. Dezember 2019 Stolpersteine in der Kalchstraße 11.

In Memmingen rufen der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) ab 18:30 Uhr an der ehemaligen Synagoge am Schweizerberg zu einer Gedenkstunde gegen das Vergessen auf. Ludwin Debong vom DGB soll die Teilnehmenden der Veranstaltung begrüßen, Oberbürgermeister Schilder ein Grußwort halten. Ursprünglich war auch die Grüne Bundestagsabgeordnete Claudia Roth angekündigt, musste aber auf Grund einer Terminskollision mit den Koalitionsverhandlungen wieder absagen. Daraufhin wird ein Kranz niedergelegt. Anschließend sollen Beiträge von Schüler*innen in der Bismarckschule besichtigt werden, die sich mit dem Nationalsozialismus und dem Bezug zur heutigen Situation auseinandersetzen.

An 9. November finden zudem Führungen im Stadtmuseum statt. Die stellvertretende Heimatpflegerin Sabine Streck wird durch die Dauerausstellung Jüdisches Leben in Memmingen und durch die aktuelle Sonderschau Vervolkt – dieses Projekt kann Spuren von Nazis enthalten führen. Die kostenlosen Rundgänge beginnen um 11 und 14 Uhr. Darüber hinaus wird der jüdische Friedhof in Memmingen von 14 bis 16 Uhr geöffnet sein. Männer werden gebeten, auf dem Friedhofsgelände eine Kopfbedeckung zu tragen. Für die Führungen im Museum gilt die 3G-Regel und hierfür ist eine vorherige Anmeldung unter Telefon 08331/850-134 nötig.

Am Samstag vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht, dem 6. November, fungiert das Cafe Konnex am Memminger Marktplatz ab 18:30 Uhr als Treffpunkt für einen Stadtspaziergang zu einigen der dort verlegten Stolpersteine, die an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern.

Mehr zu diesem Thema:  Stolpersteine im Gedenken an Martha und Benno Rosenbaum

Kaufbeuren: Gedenkveranstaltung in Steinholz

Der Kaufbeurer Ortsverband des DGB ruft dazu auf, sich ab 17:45 Uhr am Parkplatz Sonnenhof in Steinholz zu einer Gedenkveranstaltung zu treffen. Von dort soll es einen Erinnerungszug zur Gedenkstätte geben. Der Günzburger Kreisvorsitzende des DGB, Werner Gloning, wird eine Gedenkansprache halten.

Oberstaufen: Film- und Buchvorstellung

In Oberstaufen stellt am 9. November Leo Hiemer seinen Film zu Gabi S. vor, der das Schicksal eines kleinen Mädchens aus Marktoberdorf darstellt, aufgewachsen bei Pflegeeltern in Stiefenhofen. Gabriele Schwarz-Eckart (1937-1943) wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft in Auschwitz vergast. Dr. Wolfgang Proske stellt außerdem sein neues Buch NS-Belastete aus dem Allgäu vor.
Ort: Evangelische Kirche, Monfortstr. 7. Oberstaufen, 20 Uhr.


Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

Eltern, Angehörige und Freunde von Jugendlichen, die sich rechts orientieren, können Hilfe bei der Elternberatung bekommen.

Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

2 Gedanken zu „Allgäuer Gedenken an Novemberpogrome“

  1. In Oberstaufen stellt am 9. November Leo Hiemer seinen Film Gabi S. vor, der das Schicksal eines kleinen Mädchens aus Marktoberdorf darstellt, aufgewachsen bei Pflegeeltern in Stiefenhofen. Gabriele Schwarz-Eckart (1937-1943) wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft in Auschwitz vergast. Dr. Wolfgang Proske stellt außerdem sein neues Buch „NS-Belastete aus dem Allgäu“ vor.
    Ort: Evangelische Kirche, Monfortstr. 7. Oberstaufen, 20 Uhr.

  2. Update: An 9. November finden zudem Führungen im Stadtmuseum statt. Die stellvertretende Heimatpflegerin Sabine Streck wird durch die Dauerausstellung Jüdisches Leben in Memmingen und durch die aktuelle Sonderschau Vervolkt – dieses Projekt kann Spuren von Nazis enthalten führen. Die kostenlosen Rundgänge beginnen um 11 und 14 Uhr. Darüber hinaus wird der jüdische Friedhof in Memmingen von 14 bis 16 Uhr geöffnet sein. Männer werden gebeten, auf dem Friedhofsgelände eine Kopfbedeckung zu tragen. Für die Führungen im Museum gilt die 3G-Regel und hierfür ist eine vorherige Anmeldung unter Telefon 08331/850-134 nötig.

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