»Keine Angriffe ohne Antwort«: Unter diesem Motto demonstrieren mehr als 50 Personen spontan nach einem Übergriff auf das Juze Tonne durch Wangen, um ihre Solidarität mit den engagierten Jugendlichen zu zeigen.
Deutlich über 50 Personen demonstrierten spontan am vorvergangenen Samstag, dem 4. September, durch Wangen, um ihre Solidarität mit dem Jugendzentrum Tonne zu zeigen und ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Das Motto: »Kein Angriff ohne Antwort«. Dem ging ein erneuter Angriff auf das engagierte Jugendzentrum unmittelbar voraus.
»Starkes Zeichen gegen rechte Gewalt und Hetze« gibt Betroffenen Kraft
»Für die Menschen aus der Tonne und vor allem für die Menschen, welche dem Angriff direkt ausgesetzt waren, war es sehr schön so viel Solidarität zu erfahren und zu sehen wie viele Menschen so spontan zusammenkamen«, resümierten die Jugendlichen später in einer Stellungnahme. Weiter heißt es: »Die Demo war ein starkes Zeichen gegen rechte Gewalt und Hetze und gab allen Betroffenen viel Kraft.«
In der Nacht auf Samstag kam laut der Stellungnahme zunächst eine Gruppe von drei betrunkenen Jugendlichen auf Gäste der Tonne zu, die sich außerhalb des Gebäudes aufhielten. Erstere verhielten sich demnach übergriffig und beleidigend. Auch auf mehrfache Aufforderung hätten sie sich geweigert, das Gelände zu verlassen. Um weiteren Konfrontationen aus dem Weg zu gehen hätten sich die Tonne-Besucher*innen sodann in das Gebäude zurück gezogen.
Homofeindliche Sprüche und eingeschlagene Scheiben
Einige Zeit später hätten die Betrunkenen derart stark gegen mehrere Fensterscheiben geklopft, dass es den Eindruck gemacht habe, sie wollten die Scheiben einschlagen. Darauf hätten sich zwei etwas Ältere eingemischt, mit denen es zunächst zu einem Gespräch kam, in dem sie sich homofeindlich geäußert und angedroht hätten, Besucher*innen der Tonne zusammenzuschlagen, weshalb sich diese erneut in die Tonne zurückzogen.
Darauf hätten die fünf Angreifer gemeinsam begonnen, weiter gegen Fensterscheiben vorzugehen. Teils nutzen sie Gegenstände und warfen Flaschen auf das Gebäude, so die Betroffenen. Insgesamt seien zwei Fenster durchschlagen, eine dritte mit Draht gegen Angriffe verstärkte Scheibe nicht vollständig durchschlagen worden.
Jugendliche rechnen »jederzeit« mit rechten Angriffen
»Rechte Angriffe auf das Juze Tonne sind für uns nichts neues, und etwas womit wir leider jederzeit rechnen müssen«, sagen die Betroffenen. Der jüngste Vorfall allerdings »war seit langem der erste Angriff bei dem akut Menschen in Gefahr waren und wir unseren Angreifern persönlich gegenüberstanden.« Doch davon will sich die Tonne nicht einschüchtern lassen. Im Gegenteil bestärken sie die jungen Leute weiter darin, »uns gegen rechten Hass und rechte Gewalt einzusetzen.«
Seit Jahren gerät die Tonne immer wieder ins Visier rechter Akteure, denen das Projekt wegen seines jahrzehntelangen Engagements gegen Rechts ein Dorn im Auge ist. Zuletzt machte die Neonazipartei Der Dritte Weg Stimmung gegen das Jugendzentrum und kündigte eine Anti-Antifa-Offensive an. Auch gegen eine Geflüchtetenunterkunft gehen Rechte in Wangen immer wieder mit Straftaten vor.
Angriff aufgrund linker Haltung und politischer Arbeit
An diesen Kontext erinnern auch die Verantwortlichen der Tonne in ihrer Stellungnahme: »Auf ihrer Website riefen sie dazu auf linke Menschen und Strukturen anzugreifen, dabei nannten sie die Tonne als mögliches Ziel« und veröffentlichten ein Photo des Gebäudes. Wenngleich die Jugendlichen »keine organisierten Neonazis« hinter diesem jüngsten Angriff vermuten, halten sie es dennoch für offensichtlich, »dass die Menschen uns bzw. die Tonne aufgrund unserer linken Haltung, Offenheit gegenüber queeren Menschen und unserer politischen Arbeit angriffen.«