»Übergang zur Vielfalt« zerstört

Nur wenige Stunden nach dessen Installation zerstören Jugendliche in Weingarten einen Regenbogen, der LSBTTIQ sichtbar machen soll. Die Polizei spricht von »schlichter Zerstörungswut«, ein politisches Motiv sei nicht erkennbar.

Seit Jugendliche Anfang Mai in Weingarten »ihrer Zerstörungswut freien Lauf gelassen haben«, ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung. Das schreibt die Behörde in einer Mitteilung an die Presse. Im Rahmen eines Projekts seien am 3. Mai nachmittags sechs bunte Klebestreifen auf dem Boden angebracht worden, die »als Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung stehen sollten«. Zwischen 19:50 und 20:15 Uhr beobachteten dann Zeugen eine Gruppe aus rund sieben Jugendlichen, die die Klebestreifen mutwillig abrissen und damit Sachschaden in Höhe von etwa 1.300 Euro anrichteten.

Die Polizei hatte im Rahmen einer sofort eingeleiteten Fahndung zwei Jugendliche vorläufig festnehmen können. Diese hätten allerdings wie sich herausstellte mit der Tat nichts zu tun gehabt.

Hass oder »schlichte Zerstörungswut«?

»Nach momentanen Erkenntnissen handelten die Jugendlichen in schlichter Zerstörungswut«, erklärt eine Polizeisprecherin auf Anfrage von Allgäu rechtsaußen. Eine »politische bzw. schwulen- oder lesbenfeindliche Absicht« sei »derzeit nicht erkennbar.« Auf nochmalige Nachfrage, ob ein Täter das Motiv »Zerstörungswut« nannte, hieß es dann, die Polizei habe noch keine Tatverdächtigen ermitteln können. Bis das geschehen sei, könne man »auch keine Angaben über das Motiv machen.«

Unabhängig vom Motiv seien die Auswirkungen der Tat auf die Community sehr groß, berichtet Scal Duong auf Anfrage. Duong ist Teil der Initiative Übergang zur Vielfalt, die für die Installation der Regenbogenstreifen am Stadtgarten verantwortlich ist. »Nach bekanntwerden der Aktion und der Tat häuften sich LSBTTIQ-feindliche Kommentare unter unseren Posts auf Instagram sowie unter den Posts von anderen Profilen, die unsere Aktion beworben haben«, so Duong weiter. Gleichzeitig hätten immer mehr Menschen innerhalb der Community deutlich gemacht, »dass die Tat für sie das Sicherheitsgefühl in Ravensburg und Weingarten verletzt hat. Selbst wenn die Tat selbst also nur Zerstörungswut war, hat sie dennoch Angst und Hass befördert.«

Queere Menschen noch immer diskriminiert


So belegt die Zerstörung des Regenbogens nur wenige Stunden nach der Eröffnung, was deren Urheber_innen anprangern: »Noch immer begegnen LSBTTIQ+-Menschen in Deutschland im alltäglichen Leben die unterschiedlichsten Formen von Diskriminierung – ebenso, wie sie im gesellschaftlichen Diskurs noch immer gemieden werden«, schreibt das Projekt in einer Presseerklärung.

LSBTTIQ steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans, Inter und Queer. Leider würden queere Menschen heute noch immer diskriminiert: im Alltag auf der Straße, in der Schule, im Beruf aber auch vor dem Gesetz. Darauf aufmerksam zu machen ist dem Projekt ein großes Anliegen, »damit die Interessen und Belange von LSBTTIQ-Menschen nicht aus dem Blick geraten und Weingarten ein kleines bisschen bunter wird!« Dafür setzt sich die 35-köpfige Gruppe aus dem Allgäu, dem Bodenseekreis und Oberschwaben auf vielfältige Weise ein. Etwa mit einem Livestream oder der Beteiligung an einer »Queer Pride« am 26. Juni vom Bahnhof Ravensburg zu den Regenbogenstreifen am Stadtgarten Weingarten. Die Demonstration beginnt um 13 Uhr und steht unter dem Motto: »Jetzt erst recht!«


Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

Eltern, Angehörige und Freunde von Jugendlichen, die sich rechts orientieren, können Hilfe bei der Elternberatung bekommen.

Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

3 Gedanken zu „»Übergang zur Vielfalt« zerstört“

  1. Übergang zur Vielfalt« zerstört:
    Da hat sich ja ein CDU Mitglied in der Schwäbischen Zeitung auch seine Äußerungen geschrieben das er an sowas nicht teilnimmt.Also halten diese Leute auch nichts von Toleranz.
    Sowas kann man halten wie man will.(ein politisches Motiv sei nicht erkennbar.)

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