Allgäu Concerts will den Musiker und Verschwörungsideologen Xavier Naidoo ins Ostallgäu und an den Bodensee holen. Andere Veranstalter distanzieren sich. Ein mit freundlicher Genehmigung übernommener, leicht überarbeiteter und ergänzter Beitrag von H. Reile/seemoz.
Der Sänger Xavier Naidoo ist seit geraumer Zeit abgesackt in eine finstere Wahnwelt. Er sympathisiert mit rechtsradikalen Reichsbürgern und der rassistischen QAnon-Bewegung. Über seinen Telegram-Kanal verbreitet er fast täglich extremste Verschwörungsmythen und ruft zum Widerstand gegen eine »Corona-Diktatur« auf. Naidoo glaubt und verbreitet zudem, dass die Erde eine Scheibe sei und Eliten das Blut entführter Kinder trinken, um ewig jung zu bleiben. Naidoo gibt aber auch noch Konzerte. Allgäu Concerts will ihn Ende Juli nach Salem am Bodensee und Füssen im Ostallgäu holen. Die Anhänger der örtlichen Querdenken-Ableger dürften sich freuen.
»Besonderes musikalisches Erlebnis«
Auf der Website des Veranstalters aus Buchenberg bei Kempten ist ein recht langer Promo-Text zu finden. Dort heißt es etwa: »Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden sich bei jeder Tournee von Xavier Naidoo zu einem besonderen musikalischen Erlebnis«. Zu den gefährlichen Ansichten, für deren Verbreitung Naidoo seine Reichweite und Fanbasis nutzt, ist dort allerdings nichts zu lesen. Auf Anfrage will sich Allgäu Concerts nicht zu der Veranstaltung mit Xavier Naidoo äußern. Bekannte Konzertveranstalter aus dem Südwesten finden auf Nachfrage des Portals seemoz allerdings deutliche Worte.
»Ein Konzert mit Künstlern wie Xavier Naidoo unterstützen wir entschieden nicht«, erklären Dieter Bös un Xhavit Hyseni von KOKON Entertainment. »In solchen Krisen- und Pandemiezeiten, in denen den Menschen sehr viel abverlangt wird, übernimmt Naidoo, als deutschlandweit und durch alle Milieus geschätzter und beliebter Künstler, keine Verantwortung.« Viel mehr versuche er »aus uns unerklärlichen Gründen, mit Verschwörungswirrwar andere Menschen zu manipulieren. Unsere Unterstützung als Veranstalter erhält er deshalb nicht und wir sagen deshalb entschieden ›Nein‹ zu Xavier Naidoo und seinen haltlosen Behauptungen.«
»Nur über unsere Leichen«
Auch Berthold Honeker und Michael Baur von den Tuttlinger Hallen lehnen den Verschwörungsideologen entschieden ab: »Was uns betrifft: Der Kerl kommt nur über unsere Leichen auf eine unserer Bühnen. Solch einem Menschen darf man nicht von der Bühne aus eine Plattform bieten, um seine kruden Ideen zu verbreiten. Inhaltlich muss man nicht näher auf diesen Typen eingehen, denn seine ›Ideen‹ und seine Äußerungen sind soweit daneben, dass sich unter zivilisierten Menschen jede Diskussion erübrigt.« Es möge sein, dass Xavier Naidoo Geld einbringe, »aber man sollte auch ein bisschen Selbstachtung haben und sich überlegen, WAS man veranstaltet.« Man wolle im Übrigen auch keinen Michael Wendler veranstalten »und keinen Kochkurs mit Attila Hildmann durchführen.«
Auch Armin Nissel hat eine knappe, aber klare Meinung. Ob er ein Konzert mit Naidoo veranstalten würde? »Nein. Seine Äußerungen sind extrem fragwürdig, seine neueren Texte äußerst kryptisch. Ungute Richtung.« Nissel betrieb zusammen mit Dieter Bös fast 40 Jahre lang die Konzertagentur KoKo. Heute ist er verantwortlich für die Konzertlogistik Konstanz.