Kempten, 16. September 2020. Auf einer Bank am Nordostufer des Stadtweihers werden LGBTIQNA+-feindliche Sprüche hinterlassen.
Unbekannte schmierten LGBTIQNA+-feindliche Sprüche auf sogenannte Regenbogenfahnen, die auf einer Bank am Nordostufer des Kemptener Stadtweihers kleben. Das entdeckte ein Spaziergänger am Mittwochmorgen. Am Vortag war das Gekritzel noch nicht zu sehen. Auf Anfrage bestätigt die Polizei am Freitagmorgen, den Fall aufgenommen zu haben und ihn der Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen Bewertung vorlegen zu wollen. Erst dann werde die Tat politisch eingeordnet.
Homofeinde zwischen Pathologisierung, Kriminalisierung und Auslöschung
Seit den 1970er Jahren gilt die sogenannte Regenbogen- oder Gay-Pride-Fahne international als Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung. Sie symbolisiert lesbischen und schwulen Stolz und steht für die Vielfalt der Lebensweise von Lesben und Schwulen. Inzwischen gilt die Flagge als Symbol für den Kampf gegen Diskriminierung von Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität (Gender) nicht in heteronormative Geschlechternormen passt oder die sich dem nicht angleichen wollen. Sie steht mittlerweile zusätzlich auch für die Emanzipation von Bisexuellen, Queers, trans, inter, nichtbinären und asexuellen Personen und allen anderen, die sich nicht in der gesellschaftlich geprägte zweigeschlechtliche Genderordnung wiederfinden wollen oder können. Zusammengefasst werden sie unter dem Kürzel LGBTIQNA+.
Die Schmierereien auf den Gay-Pride-Fahnen am Kemptener Stadtweiher markieren derartige Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm als »krank«. Das soll nicht nur beleidigen. Tatsächlich ist es besonders unter christlichen Rechten und Fundamentalist*innen üblich, vor allem Schwule zu pathologisieren und sie »heilen« oder ihnen »Dämonen austreiben« zu wollen. Auch AfD-Abgeordnete hetzen etwa, dass LGBTI-Akzeptanz Kinder »krank« mache. Daran knüpft ein in der extremen Rechten weit verbreiteter Traum an, abweichende sexuelle Orientierungen wieder zu kriminalisieren, wie etwa eine Querdenken-Demo in Wien jüngst eindrucksvoll demonstrierte. Ausgewiesene Neonazis dagegen sagen offen, dass sie Queers ermorden wollen und haben das auch nach 1945 mehrfach getan.
Update:
Auf Anfrage bestätigt die Polizei am Freitagmorgen, den Fall aufgenommen zu haben und ihn der Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen Bewertung vorlegen zu wollen.
Eine Frage zur politischen Einordnung beantwortet sie nicht.Erst dann werde die Tat politisch eingeordnet.