Altusried, 12. September 2020. Ein betrunkener 29-Jähriger mit Hakenkreuz-Gürtelschnalle greift einen 16-Jährigen am Bahnhof an. Doch erst als er am nächsten Morgen ein Fahrrad stiehlt, nimmt ihn die Polizei in Unterbindungsgewahrsam.
Mehrfach beschäftigte ein 29-Jähriger die Beamten der Polizeiinspektion Kempten in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Zunächst fiel der Mann nach einem Bericht der Polizei gegen 18:30 Uhr im Bereich des Bahnhofplatzes auf, »als er einen 16-Jährigen grundlos anpöbelte und körperlich angriff.« Der 29-Jährige habe dem 16-Jährigen einen Finger derart verbogen, dass dieser anschwoll und ärztlich untersucht werden musste. Der 16-Jährige wehrte sich gegen den Angriff des 29-Jährigen, indem er diesen in das Gesicht schlug und dessen T-Shirt zerriss, so die Polizei. Ein hinzugerufener Rettungsdienst habe bei dem 29-Jährigen jedoch keine Verletzungen erkennen können. Ein freiwilliger Atemalkoholtest habe noch vor Ort einen Wert von knapp drei Promille geliefert, der 29-Jährige einen Platzverweis erhalten.
Erst auf Anfrage teilt die Polizei am 22. September 2020 mit: »Der Tatverdächtige sprach in alkoholisiertem Zustand immer wieder Passanten an und zog hierbei an deren Jacken und Taschen. Eine Zueignungsabsicht war nicht erkennbar.« Der Geschädigte sei kein Deutscher, weitere Hinweise auf ein rassistisches Motiv lägen nicht vor.
Gürtelschnalle mit Hakenkreuz
Gegen 22:30 Uhr meldete der Rettungsdienst laut Polizei eine hilflose Person im Bereich Binzen in Altusried. Wie sich herausstellte, handelte es sich um den 29-Jährigen aus dem vorangegangenen Einsatz. Aufgrund seiner massiven Alkoholisierung sollte er zu seiner eigenen Sicherheit zur Überwachung in ein Krankenhaus verbracht werden, was er zunächst verweigert habe. Doch »die Beamten konnten den 29-Jährigen schlussendlich jedoch dazu bewegen, sich in ärztliche Behandlung zu begeben«, heißt es in der Meldung der Polizei. Während dieses Einsatzes hätten die Beamten erkennen können, dass der 29-Jährige eine Gürtelschnalle mit einem Hakenkreuz trug.
Am darauffolgenden Morgen teilte die Besatzung eines Rettungswagens gegen 6:30 Uhr mit, einen flüchtigen Fahrraddieb von der Pettenkofer Straße in Richtung des Berliner Platzes zu verfolgen. Das berichtet die Polizei weiter, die den Flüchtenden im Bereich der Memminger Straße stellte, bei dem es sich erneut um den 29-Jährigen gehandelt habe. Dieser soll das Fahrrad im Bereich Wilhelm-Löhe-Weg entwendet haben wollen, um nicht zu Fuß vom Krankenhaus nach Hause gehen zu müssen. Noch immer habe ein Atemalkoholtest knapp über zwei Promille angezeigt.
Zur Unterbindung weiterer Straftaten nahm die Polizei den 29-Jährigen in Gewahrsam. Ihn erwarten nun diverse Anzeigen wegen Körperverletzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Diebstahls und Trunkenheit im Straßenverkehr. Den Besitzer des sichergestellten Fahrrades bittet die Polizei Kempten, sich zu melden.
(Titelbild: Das KZ Dachau, hier im November 2016. Es unterhielt den größten KZ-Lagerkomplex des NS-Regimes, dessen Außenlager sich auch über das Allgäu und Vorarlberg erstreckte.; Quelle: Pressemeldungen der Polizei vom 13. September 2020)
Update: Erst auf Anfrage teilt die Polizei am 22. September 2020 mit: »Der Tatverdächtige sprach in alkoholisiertem Zustand immer wieder Passanten an und zog hierbei an deren Jacken und Taschen. Eine Zueignungsabsicht war nicht erkennbar.« Der Geschädigte sei kein Deutscher, weitere Hinweise auf ein rassistisches Motiv lägen nicht vor.