Ein vollautomatisches Sturmgewehr, mehrere Langwaffen, Kurzwaffen, über 400 Schuss Munition, Schreckschusswaffen, Schalldämpfer, Sprengstoffe und Drogen fand die Polizei in Buchenberg. Erst auf Nachfrage bestätigt die Polizei einen rechtsradikalen Bezug.
Ein vollautomatisches Sturmgewehr, das dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegt, mehrere Langwaffen, etwa ein Repetiergewehr und eine Kipplaufflinte, sechs scharfe Kurzwaffen, über 400 Schuss Munition für Lang- und Kurzwaffen, diverse erlaubnispflichtige Schreckschusswaffen, weitere nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände, circa 350 Gramm Schwarzpulver sowie 14 erlaubnispflichtige oder verbotene pyrotechnische Gegenstände. Dieses »umfangreiche Waffenarsenal« ist das Ergebnis einer Razzia am Donnerstag in zwei Anwesen im Bereich Buchenberg, wie die Polizei in einer Mitteilung an die Presse berichtet.
Zudem beschlagnahmten die Beamten demnach diverse »Selbstlaborate« und eine Vielzahl an Waffenteilen, Marihuana, Cannabispflanzen und Amphetamin. Die Beamten entdeckten auch Werkstattmaterial, das für die Herstellung und die Weiterverarbeitung von Waffen geeignet wäre. Nach derzeitigem Ermittlungsstand beläuft sich die Anzahl der sichergestellten Asservate auf über 200, davon unterliegen etwa 110 dem Waffengesetz.
Reichskriegsflaggen und andere NS-Devotionalien
Die Polizei wertet die Razzia als »Schlag gegen die illegale Waffen- und Rauschgiftszene im Allgäu«. Damit habe sie laut Einsatzleiter Marcus Hörmann »ein Zeichen gegen den illegalen Waffenbesitz in unserer Region« gesetzt. Ermittler_innen »werten die Beweismittel intensiv aus und versuchen, auch die Hintermänner und eventuelle Abnehmer zu ermitteln. Illegalen Waffenbesitz und rechtsfreie Räume werden wir nicht dulden.« Einen möglichen rechten Hintergrund erwähnt die Polizei nicht.
Erst auf telefonische Nachfrage bestätigte ein Polizeisprecher, dass in dem Verfahren auch rechtsradikale Bezüge eine Rolle spielen. Die aktuellen Razzien gehen auf Ermittlungen von Ende Juni 2019 zurück, bei der die Polizei »einschlägige NS-Devotionalien« fand, so der Sprecher. Es gehe um »Reichskriegsflaggen und ähnliches«. Damals durchsuchte die Polizei zwei Männer aufgrund einer Mitteilung, dass sich dort ein weiterer Mann mit einer Schusswaffe aufhalte. Eine Polizeisprecherin hatte ebenfalls erst auf Nachfrage von Allgäu ⇏ rechtsaußen erklärt, man habe Gegenstände gefunden, »die einen möglichen rechtsmotivierten politischen Bezug aufweisen.«
Waffenarsenal trotz Waffenbesitzverbot
Nach derzeitigem Ermittlungsstand belaufe sich die Anzahl der sichergestellten Asservate auf über 200, davon unterliegen etwa 110 dem Waffengesetz. Die genaue Anzahl der schussfähigen Waffen ist derzeit noch unklar. Die Gegenstände werden im weiteren Verlauf der Ermittlungen zur Erstellung von Gutachten an das Bayerische Landeskriminalamt übergeben.
Die zwei Männer im Alter von 41 und 45 Jahren wurden wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Betäubungsmittelgesetz auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kempten dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser ordnete die Untersuchungshaft an. Beide wurden in verschiedene Justizvollzugsanstalten eingeliefert. Gegen beide Männer bestand bereits ein Verbot des Besitzes von Waffen, welches durch das Landratsamt Oberallgäu aufgrund der Ermittlungen aus dem Jahr 2019 im März 2020 erlassen wurde.
Gegen zwei weitere Personen im Alter von 65 und 69 Jahren, die sich ebenfalls in den Anwesen befanden, wurden Verfahren nach dem Waffengesetz eingeleitet. Sie wurden nach Beendigung der polizeilichen Sachbearbeitung wieder auf freien Fuß gesetzt.
Fälschlicherweise hieß es an einer Stelle im Artikel, die Razzien seien am Freitag gewesen. Richtig und nun korrigiert ist: Sie waren am Donnerstag.