Voice of Anger tritt im westfälischen Hamm als Torsteher auf während Neonazis auf einem als Privatveranstaltung deklarierten Konzert feiern, vernetzen und planen.
»Auf dem Grill drehte das Spanferkel bis zur anschließenden Verköstigung seine Runden, drinnen gab es gekühlte Getränke und ein reichhaltiges musikalisches Rahmenprogramm mit „Sturmwehr“ (Jens & Martin), dem schwedischen Liedermacher-Duo „Snöfrid“ sowie den Jungs von „Blutlinie“. « So berichtet Die Rechte von einem Konzert am vergangenen Samstag im westfälischen Hamm.
Totenköpfe im Stile der SS
Bei dem Event am 17. August 2019 kamen Anhänger der Parteien Die Rechte und NPD mit Neonazis aus dem Umfeld von Blood&Honour und Voice of Anger zusammen. Die Allgäuer Neonazikameradschaft war offenbar als Torsteher engagiert. Männer mit Emblemen von Voice of Anger auf den Jacken kontrollierten den Zugang zum Konzertgelände. Immer wieder zog einer von ihnen dabei eine Liste aus der Bomberjacke. Am Revers trugen sie Anstecker im Totenköpfe im Stile derer, die die SS verwandte.
Einer der beiden Kontrollposten nennt sich »Gessi«. Der vor einiger Zeit aus Brandenburg nach NRW gezogene Musiker spielte bereits in diversen RechtsRock-Bands, beispielsweise Kraft durch Froide, einer der dienstältesten Neonazibands wie etwa auch Faustrecht aus dem Allgäu. »Gessi« bewegte scih aber immer auch in nach rechts offenen Oi-Bands wie Kotten, die im Jahr 2018 auf einem Konzert von Voice of Anger im Landkreis Ravensburg zu Besuch waren.
Der Auftritt am vergangenen Samstag ist nicht das erste Mal, dass Voice of Anger in NRW auffällt. Kaum einen Monat nach dem Konzert bei Ravensburg fand in Hamm ein Konzert statt, an dessen Organisation ebenfalls Voice of Anger beteiligt gewesen sein soll.
Hotspot für Neonaziaktivitäten
Die Immobilie im Kentroper Weg 18 in Hamm hatte sich nach einem Bericht des WDR in den vergangenen Jahren zum Hotspot für Neonaziaktivitäten entwickelt. »Es ist ein Raum, wo die Neonazis sich vernetzen können, wo sie ihre menschenverachtende Ideologie ungefiltert, ungebremst ausleben können«, kritisiert Leroy Böthel von der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus gegenüber dem Sender. Doch die Behörden bewerteten das Konzert als private Veranstaltung und greifen nicht ein. Das hatten etwa 100 Nazi-Gegner gefordert, die zeitgleich gegen das Konzert demonstrierten.
Während die Behörden vor dem nach außen blickdicht abgeriegelten Gelände hilflos wirken, können die Neonazis im Innern ungestört feiern – und die bundesweite Vernetzung und Koordination ihrer Aktivitäten vorantreiben. So schreibt Die Rechte in ihrem Bericht, der später von NS heute übernommen wurde:»Auch wenn dieses Mal natürlich der Spaß im Vordergrund stand, wurde das Fest von den Gästen auch dazu genutzt, neue Kontakte mit Kameraden zu knüpfen, bestehende Kontakte zu intensivieren und die nächsten politischen Aktionen zu koordinieren. Zum krönenden Abschluß gab es sogar noch einen Heiratsantrag, der von der zukünftigen Braut natürlich mit Freuden angenommen und von den Anwesenden frenetisch gefeiert wurde.«