Am Donnerstag solidarisierte sich der Apostel des Allgäus symbolisch mit der Seenotrettung. Aktivisten der Seebrücke brachten unter anderem an der Heiligenstatue auf dem Kirchplatz in Kempten eine Rettungsweste mit der Aufschrift »Seenotrettung ist kein Verbrechen« an.
Orange Rettungs- bzw. Warnwesten mit der Aufschrift »Seenotrettung ist kein Verbrechen« brachten Unterstützer der Seebrücke in der Nacht auf Donnerstag an mehreren Stellen in der Innenstadt Kemptens an. An Statuen, Brunnen, Torbögen und Bäumen sollen ein Zeichen der Solidarität setzen. Das geht aus einer Mitteilung hervor, mit der sich die Gruppe noch am Donnerstag gegenüber Allgäu ⇏ rechtsaußen erklärte.
»Pokern auf dem Rücken der Menschen nicht weiter hinnehmen«
Das dokumentieren Photos, die Allgäu ⇏ rechtsaußen vorliegen. Darauf ist etwa die Statue des heiligen Magnus von Füssen, der als »Apostel des Allgäus« verehrt wird, mit einer der Westen zu sehen. Die Statue ist das zentrale Element des St.-Mang-Brunnens auf dem Platz vor der gleichnamigen Kirche. Auch am Stadtwappen der Freitreppe war eine der Rettungswesten angebracht worden.
Damit sollte auf die derzeitige prekäre Situation von Geflüchteten im Mittelmeer aufmerksam gemacht werden, erklärte ein Seebrücke-Aktivist in der Mitteilung: »Schon seit 14 Tagen sucht das spanische Rettungsschiff Open Arms mit 151 vor dem sicheren Tod geretteten Menschen einen sicheren Hafen zum Anlegen. Auch die Ocean Viking, welche mit Ärzten ohne Grenzen zusammenarbeitet, braucht dringend einen sicheren Hafen für 356 gerettete
Menschen.« Derzeit habe sich noch kein europäisches Land zur Aufnahme dieser Menschen bereiterklärt und man wolle »das Pokern auf dem Rücken der Menschen nicht weiter
hinnehmen«, so der Aktivist.
Petition fordert: »Sicherer Hafen Kempten«
Die Seebrücke ist eine internationale Bewegung, getragen von verschiedenen Bündnissen und Akteuren der Zivilgesellschaft. Sie solidarisieren sich mit allen Menschen auf der Flucht und fordern von der deutschen und europäischen Politik sichere Fluchtwege, die Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme der Menschen, die fliehen mussten oder auf der Flucht sind.
Das Ziel der Kemptener Seebrücke-Gruppe ist es, dass die Stadt Kempten neben bundesweit bereits über 80 Städten, die sich offiziell mit einer oder mehreren Forderungen der Seebrücke identifizieren, ebenfalls ein »sicherer Hafen« wird. Dazu wurden in Kempten schon mehr als 800 Unterschriften für eine Petition gesammelt, die man bald beim Stadtrat einreichen wolle. Auch ein »Infoabend, bei dem Geflüchtete, Seenotretter und andere Aktivist ihre Erfahrung im Mittelmeer teilen wollen«, sei laut Seebrücke Kempten in Planung.
Zunächst müssten bei Infoständen gesammelte händische Unterschriften digitalisiert werden. Während eines der Infostände in der Kemptener Innenstadt wurden Seebrücke-Aktivisten mit dem Leben bedroht und Geflüchteten gewünscht, zu »ersaufen«. Auch antisemitische Verschwörungsideologien müssen die Aktivisten über sich ergehen lassen.