Wangen, 3. Juli 2019. An Bushaltestellen werden ein Hakenkreuz und Neonazi-Zahlenkombinationen entdeckt. Die Polizei hält die Ziffern für Geburtstagsgrüße und findet kein Hakenkreuz.
Im Wartehäuschen am Busbahnhof in Wangen entdeckt ein Twitter-Nutzer eine Schmiererei mit den Zahlenkombinationen »18« und »88«. Der Nutzer veröffentlichte ein Photo der Ziffern und will an der Bushaltestelle Bahnhofstraße/Tiefgarage auch ein Hakenkreuz entdeckt haben.
Polizei interpretiert Neonazi-Codes als Geburtsdatum
Auf den Bus am Bahnhof in Wangen (#Allgäu) warten. An der Haltestelle davor war ein Hakenkreuz gemalt*. Scheint vorallem schon etwas länger dort zu stehen.
Hat in dieser Stadt denn niemand ne Spraydose um das RICHTIG zu crossen?
*Das Foto füge ich extra nicht hinzu pic.twitter.com/rQ3SID9UF6
— Engel Active🏴 (@ActiveEngel) July 3, 2019
Bei der Polizei waren die Schmierereien bis Donnerstag nicht bekannt, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf Anfrage mitteilt. »Die Überprüfung durch Beamte des Polizeireviers Wangen im Allgäu bestätigte Ihre Mitteilung nicht«, heißt es in der Antwort. Zwar hätten die Beamten am Busbahnhof festgestellt, »dass die Ziffern 1 und 8 im Zusammenhang mit weiteren Zahlen gesprüht wurden. Insgesamt deute die Ziffernfolge auf einen Geburtstag oder ein Geburtsdatum hin.«
Tatsächlich sind derartige Ziffernfolgen beliebte Codes der Neonaziszene. Dort stehen die Ziffern für den ersten beziehungsweise achten Buchstaben des Alphabets und damit für »Heil Hitler« und »Adolf Hitler«. Telefonisch auf diesen Umstand angesprochen bestätigt der Sprecher, diese Interpretation dränge sich zwar auf, er könne aber lediglich wiedergeben, was die Kollegen vor Ort berichten.
Kein Hakenkreuz gefunden
Ein Hakenkreuz hätte die Polizei in Wangen nicht gefunden: »Im Bereich der Tiefgarage wurden im Rahmen der heute durchgeführten Überprüfung keine rechtsradikalen Schriften festgestellt«, schreibt die Pressestelle der Behörde in Konstanz. Für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen hätten sich somit »keine Anhaltspunkte« ergeben. Das Polizeirevier Wangen im Allgäu prüfe jedoch, »ob in diesem Zusammenhang die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Sachbeschädigung geboten erscheint.«