Bereits Ende 2018 hatten Recherchen von Allgäu ⇏ rechtsaußen aufgedeckt, wie sich Neonazis in der hiesigen Kampfsportszene stählen. Verfassungsschutz und Innenministerium dagegen wissen offenbar nichts davon.
Bundesweit ist zunehmend zu beobachten, dass Neonazis und rechtsextreme Hooligans im Kampfsport aktiv sind. Der Kampfsport entwickelt sich zu einem zentralen Bestandteil rechtsextremer Erlebniswelten. Rechtsextremisten versuchen nicht nur auf an sich unpolitischen Kampfsportveranstaltungen aufzutreten, wie Anfang Juni 2018 auf einer Mixed-Martial-Arts- Veranstaltung des Münchener Veranstalters Aggrelin. Das geht aus dem aktuellen Lagebild Rechtsextremismus in Bayern der Grünen hervor. Das Dokument stellte Cemal Bozoğlu als neuer Sprecher für Strategien gegen Rechtsextremismus der Landtagsfraktion Anfang der Woche der Presse vor.
Sicherheitsbehörden nehmen rechten Kampfsport »auf die leichte Schulter«
Demnach gibt es auch eigene rechte Kampfsportveranstaltungen. Im Oktober 2018 fand im sächsischen Ostritz bereits zum zweiten Mal der Kampf der Nibelungen. Nach Informationen der Bayerischen Staatsregierung befand sich unter den Kämpfern auch ein ehemaliger bayerischer Funktionär der Neonazipartei Der Dritte Weg. Der Mann habe 2018 für die Partei mindestens drei Mal Kampfsportschulungen gegeben.
Darüber hinaus findet nach Erkenntnissen des Bayerischen Verfassungsschutzes »derzeit kein organisiertes, regelmäßiges und dauerhaftes Kampfsporttraining von Rechtsextremisten für Rechtsextremisten in Bayern statt«, zitieren die Grünen in ihrem Lagebild. Allerdings lasse »die Antwort der Staatsregierung auf unsere Anfrage den Schluss zu, dass die Sicherheitsbehörden den rechten Kampfsport auf die leichte Schulter nehmen«, so die Grünen.
Rechtsradikale kämpfen und Trainieren in Kempten
Denn: Eigentlich längst vorliegende Erkenntnisse zur Allgäuer Kampfsportszene fehlen in den Berichten der Regierung: »Insbesondere für das Allgäu ist Ende 2018 durch Recherchen von Allgäu ⇏ rechtsaußen bekannt geworden, dass in einer Kampfsportschule in Kempten mindestens ein mutmaßlicher Rechtsextremist als Trainer arbeitet.« So fielen mehrere Kämpfer und Trainer der Sportschule Allgäu Thais in Kempten mit einschlägig rechtsradikalen Klamotten und Tätowierungen auf, die Teils Bezüge zum historischen Nationalsozialismus aufweisen.
Auf der Allgäu Fight Night, einem Kampfsportturnier Ende 2018 in Waltenhofen bei Kempten, waren nach den Recherchen von Allgäu ⇏ rechtsaußen einer der Trainer der Kemptener Sportschule und eine weitere Person, die schon früher rechtsradikal in Erscheinung getreten ist, als Coach während der Allgäu Fight Night dabei.
Blood&Honour-Kämpfer in Memmingen
»Zu diesen Vorkommnissen verliert die Staatsregierung in unserer Anfrage kein Wort«, kritisieren die Grünen in ihrem Lagebild. Ähnlich verhält es sich mit Blick auf die Enthüllungen zu rechtsradikalen Bezügen in einen Sportclub in Memmingen. Allgäu ⇏ rechtsaußen berichtete im Januar über den Herzblut Sportclub, in dem sich die Memminger Neonaziszene um Voice of Anger stählt. Einen der Trainer sah man etwa im April 2018 mit seinen Kameraden von Voice of Anger auf einem Neonazifestival Schild und Schwert im sächsischen Ostritz.
Lediglich von einem Video, das »im Dezember 2018 von einem Kampfsortstudio in Memmingen im Internet« veröffentlicht wurde, berichtet der Verfassungsschutz. Das geht aus einem noch nicht veröffentlichten Dokument der Bayerischen Staatsregierung hervor. Dort heißt es weiter: »Darauf waren mehrere Personen zu erkennen, die bei einem Kampfsporttraining Bekleidung mit Aufdrucken des verbotenen rechtsextremistischen Netzwerkes ›Blood & Honour‹ trugen.« Rechercheure von Allgäu ⇏ rechtsaußen berichteten mehrfach und seit Jahren, dass diese Klamotten von Kämpfern im Herzblut Sportclub in Memmingen getragen werden.
Illegale Kampfsportturniere im Wald?
»Und von privaten, illegalen Kampfsportturnieren und
Übungen bayerischer Neonazis im Wald, über die ein ehemaliger Führungskader der bayerischen Neonaziszene dem Bayerischen Rundfunk berichtete, hat die Staatregierung auch keine Kenntnisse.« So schließen die Grünen den Abschnitt zu Kampfsport in ihrem Lagebericht.
Was Ihr hier unterlassen habt, ist zu berichten, wie die Kampfsportschulen auf Eure vorherigen Berichte reagiert haben. Es gibt da nämlich durchaus Beispiele die, bis hin zu personellen Konsequenzen, klar Position gegen Rechts bezogen haben.
Und es gibt noch eine Kleinigkeit die mich etwas stört. Dieses rechte Pack trifft man überall. Auch in der Sprakasse um die Ecke. Nur sieht man da die Tätowierungen nicht. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass die Kampfsportszene nicht nur mit Rechten zu „kämpfen“ hat, sondern auch mit Hinz und Kunz die ihre Vorurteile gegenüber dem Kampfsport pflegen. Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr solche Hinz und Kunz seid und daher der einen oder anderen Kampfsportschule ein Unrecht tut mit Eurer Berichterstattung.
Schließlich noch eine wichtige Kleinigkeit. Gerade in Kampfsportschulen ist der Anteil an Mitgliedern mit Migrationshintergrund sehr hoch. Daher sind Kampfsportschulen eher etwas, dass Rechte meiden sollten, wie der Teufel das Weihwasser. Oder anders ausgedrückt, sie tragen sehr viel zur Integration bei, worüber Ihr auch kein Wort verliert.
Also bitte, macht auf jeden Fall weiter mit Eurer Berichterstattung über Rechte hier im Allgäu, aber bitte seid auch achtsam und bleibt fair. Und letzteres könnte Euch aufgrund von Betriebsblindheit hin und wieder abhanden kommen.