»Es lebe die Freiheit!«, waren seine letzten Worte. Hans Scholl wurde im Alter von nur 23 Jahren von den Nationalsozialisten hingerichtet. Heute ist sein Name vor allem mit der Weißen Rose verbunden. Doch der leidenschaftliche junge Mann fand erst über Umwege in den Widerstand.
Anfang September 1935 trug Hans Scholl noch eine Hakenkreuzfahne auf dem »Reichsparteitag der Freiheit« in Nürnberg. Bald aber stieß ihn diese namen- und gesichtslose Masse ab, schreibt Jakob Knab in der Einleitung zu Ich schweige nicht. Hans Scholl und die Weiße Rose. Das Buch ist Anfang des Monats bei wbg Theiss erschienen.
Jakob Knab war lange Jahre im höheren Schuldienst tätig, zuletzt als Studiendirektor am Jakob-Brucker-Gymnasium in Kaufbeuren. Er studierte Katholische Theologie und Anglistik in München sowie Sprachwissenschaft in Edinburgh und Postgraduiertenstudium der Religionsphilosophie in Oxford an der Christ Church. Jakob Knab gründete die Initiative gegen falsche Glorie. Er wurde mit seiner Kritik an der Traditionspflege der Bundeswehr bekannt, insbesondere an der Namensgebung des Militärstandortes in Füssen. Bis 1995 war die Kaserne nach Eduard Dietl benannt, ebenso Straßen in Kempten und in Bad Aibling. Hitler, zu dessen persönlichem Freundeskreis der Wehrmachtsgeneral gezählt wurde, lobte ihn im November 1941 als einen »Geburtshelfer des Dritten Reiches«.
Dass Hans Scholl wegen homosexueller Handlungen vor Gericht gestellt wurde, habe eine tiefe Krise in ihm ausgelöst, so Knab. Doch schon früh sei »sein noch vages Sendungsbewusstsein erwacht.« Aus dem Untersuchungsefängnis in Stuttgart habe der damals knapp Zwanzigjährige Ende 1937 an seine Eltern geschrieben, er wolle »etwas Großes werden für die Menschheit«.
Nach der Zeit in der Hitlerjugend (HJ) und in bündischen Zusammenhängen beschreibt Knab die Hinwendung des späteren Widerstandskämpfers zu »einer existenziellen, christlich fundierten Gläubigkeit«, die fortan sein Denken und Handeln bestimmen sollte.
»Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!«
Entsprechend war die Motivation der Weißen Rose stark christlich geprägt. Den Kern der Studentengruppe bildeten die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und den Universitätsprofessor Kurt Huber. Die Weiße Rose rief in Flugblättern zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf und bemalte öffentliche Fassaden in München mit Parolen gegen Hitler und die NS-Herrschaft.
»Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!«, schrieb Hans Scholl im fünften Flugblatt der Gruppe, einem »Aufruf an alle Deutsche!« 1943 enttarnte das NS-Regime die Konspiration, verhaftete viele Mitglieder und ließ sie hinrichten.
Wie konnte Hans Scholl der »Diktatur des Bösen« widerstehen?
Wie konnte Hans Scholl der »Diktatur des Bösen«, wie es im dritten Flugblatt der Weißen Rose hieß, widerstehen? Welchen Einfluss hatten Elternhaus, Lektüre, Kriegsdienst und die Anklage wegen Homosexualität?
In der vorliegenden Biografie zeichnet Jakob Knab die vielschichtige Persönlichkeit und die Lebensgeschichte von Hans Scholl und seine Verwandlung vom fanatischen HJ-Führer in den überzeugten Widerstandskämpfer und den charismatischen Kopf der Weißen Rose nach.
Am 4. Oktober 2018 um 19:30 Uhr liest Jakob Knab im Haus International in Kempten aus seinem Buch.
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