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Grüne mit Hitler verglichen

Kellmünz/Dettingen, März 2024. Marktrats-Mitglied relativiert NS-Zeit durch Vergleich von Hitler mit Grünen.

Gut sichtbar auf einem Firmengelände zwischen Kellmünz und Dettingen habe Thomas Obermüller, Mitglied des Kellmünzer Marktrats, ein Schild mit dem Schriftzug »Hitler und die Grünen darf [sic] unserem Land nie wieder passieren« aufgestellt. Die Illertisser Zeitung berichtete darüber. Gegenüber dieser hätten sich zwei Personen entsetzt darüber geäußert, dass damit Engagierte einer demokratischen Partei »mit dem größten Mörder aller Zeiten« verglichen würden. Firmeninhaber Obermüller dagegen sehe keine Gleichsetzung von Hitler und Grünen-Mitgliedern, wie er dem Lokalblatt auf Nachfrage mitgeteilt habe. Er wolle damit lediglich »manche Sachen« gleich setzen, die nun ähnlich wie in der NS-Zeit seien. Damit meine er »die Propaganda«, die beispielsweise die AfD als »ausländerfeindlich und rechtsextrem« darstelle, obwohl »es gar nicht so« sei. Obermüller möchte sich politisch »ziemlich in der Mitte« sehen – laut der Schwäbischen sei er jedoch selbst Mitglied der äußerst rechten Partei.

Polizei streitet über Zuständigkeit

Ob die Aussage Obermüllers strafrechtlich relevant ist, sei unklar: Da das Schild im baden-württembergischen Landkreis Biberach stehe, die Firma selbst ihren Sitz aber auf bayerischer Seite habe, müsse die Polizei zunächst die Zuständigkeit des Falls klären. Obermüller selbst befürchte keine strafrechtlichen Folgen.

Mittlerweile, berichtet die Illertisser Zeitung in einem Nachtrag, habe er das Schild auf die Rückseite gedreht. Wie bereits im Sommer 2023 sei darauf nun wieder »Grünwähler haben hier Hausverbot« zu lesen.

Grünes Feindbild

Gleichsetzungen der Grünen mit totalitären Regimen entspringen dem rechten Narrativ, die Partei würde eine »grüne Diktatur« anstreben. Als Begründung hierfür werden unter anderem Klima- und Umweltschutzmaßnahmen herangezogen, die dem rechten Ökologieverständnis missfallen. Für Demokratiefeind*innen ist diese Erzählung quasi ein doppelter Gewinn: Sie führt zur Diffamierung der unbeliebten Partei und gleichzeitig zur Relativierung des Nationalsozialismus.

Die jüngsten Vorfälle in ähnlichem Sinn wurden im September 2023 in Sontheim und Dietmannsried und im Oktober 2023 in Haidgau, sowie in Kempten gemeldet.


Titelbild: Schmiererei in Dietmannsried: Auch bei Verschwörungsideolog*innen ist die Mär der »grünen Diktatur« beliebt.

Wer steckt hinter den Kemptener Pro-Palästina-Demos?

Auf Bannern pro-palästinensischer Demos in Kempten wird gemahnt, antisemitische  Äußerungen seien strikt verboten; auf dem Social Media Kanal der Gruppierung heißt es, die Ausrichtung sei nicht Anti-Israel. Ernstgemeinte Distanzierungen oder vorgeschobene Worte? Über die Hintergründe der Veranstaltenden.

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Westendorf: Bürgermeister und Asylfeind*innen gegen Geflüchtete

Asylfeind*innen und Bürgermeister mobilisierten am Mittwochabend, den 8. November 2023, zu einer Demonstration gegen in Westendorf geplante Notunterkünfte für Geflüchtete. Die Gruppe versucht sich vordergründig diskret zu halten, ihre Ausrichtung wird dennoch deutlich: Kein Asyl nirgendwo. Auch AfD und Politiker*innen aus Reihen der Freien Wähler sind involviert. Westendorf: Bürgermeister und Asylfeind*innen gegen Geflüchtete weiterlesen

Antiziganismus statt Opferschutz: Waldseer Schule deckt Rechtsradikalen

Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) berichtet von einem »schwierigen Vorfall« an einer Schule: Ein Schüler skandiert rechtsradikale Parolen, verschickt Photos mit entsprechendem Inhalt und bedroht Sinti-Mitschüler*innen.  Rektor und Polizei bagatellisieren den Vorfall, stellen sich stattdessen auf die Seite des Täters. Antiziganismus statt Opferschutz: Waldseer Schule deckt Rechtsradikalen weiterlesen