Memmingen, 22. Mai 2022. Ein 58-Jähriger belästigt laut Polizei eine »vietnamesische Reisegruppe aus Hamburg«, behauptet »Chinesen« hätten seine Frau entführt und die Polizei, für die ein politisches Motiv »nicht erkennbar« ist, sei vom KGB.
Am Sonntag rief eine Personengruppe gegen 13 Uhr die Polizei in die Bahnhofstraße in Memmingen, nachdem sie ein 58-Jähriger belästigte. Auf Ansprache beleidigte der 58-Jährige die eingesetzten Beamten als »Affen« und drohte diesen, dass sie nicht mehr lange leben würden. Die Polizei fesselte ihn. Das berichtet diese in einer Mitteilung an die Presse.
Nachdem der 58-Jährige »die eingesetzten Beamten als KGB-Agenten verdächtigte und angab, dass Chinesen seine Frau entführt hätten, wurde auch er in das Bezirkskrankenhaus Memmingen eingewiesen«, schließt die Meldung.
Opferberatung sieht »klares Feindbild« und Rassismus
Auf Nachfrage von Allgäu rechtsaußen erläuterte Polizeisprecher Dominic Geißler dann am Freitag, dass der 58-Jährige »aufdringlich einer vietnamesischen Reisegruppe aus Hamburg hinterher« ging, ohne diese jedoch anzusprechen. »Eine politische Motivation ist nicht erkennbar, vielmehr dürfte ein psychisches Leiden Ursache für das Handeln des 58-Jährigen gewesen sein«, erklärte Geißler. Die Frage, ob es eine Zugehörigkeit oder Nähe des 58-Jährigen zu politischen Szenen bekannt sei, überging die Polizei.
Die Beratungsstelle B.U.D. Bayern, die unabhängige Anlaufstelle bei rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Bayern, bewertet den Fall allerdings anders, wie deren Mitarbeiterin auf Anfrage betont: »Auch wenn in diesem Fall offensichtlich eine psychische Erkrankung vorliegt, zeigt sich bei dem Täter dennoch ein klares Feindbild: Er verfolgt eine vietnamesische Gruppe und verdächtigt ›die Chinesen‹ der Entführung seiner Frau.« Nach Einschätzung von B.U.D. lasse sich Rassismus hier als Motiv nicht ausschließen. »Auch wenn der Tatverdächtige psychisch erkrankt ist, spielen hier rassistische Einstellungen für das Handeln des Täters eine wichtige Rolle und sollten nicht vernachlässigt werden. Wir bedauern daher, dass die Polizei eine rassistische Motivation ausgeschlossen hat«, so B.U.D.
Update: Die Beratungsstelle B.U.D. Bayern, die unabhängige Anlaufstelle bei rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Bayern, bewertet den Fall allerdings anders, wie deren Mitarbeiterin auf Anfrage betont: »Auch wenn in diesem Fall offensichtlich eine psychische Erkrankung vorliegt, zeigt sich bei dem Täter dennoch ein klares Feindbild: Er verfolgt eine vietnamesische Gruppe und verdächtigt ›die Chinesen‹ der Entführung seiner Frau.« Nach Einschätzung von B.U.D. lasse sich Rassismus hier als Motiv nicht ausschließen. »Auch wenn der Tatverdächtige psychisch erkrankt ist, spielen hier rassistische Einstellungen für das Handeln des Täters eine wichtige Rolle und sollten nicht vernachlässigt werden. Wir bedauern daher, dass die Polizei eine rassistische Motivation ausgeschlossen hat«, so B.U.D.