Die Rankweiler Gemeindevertretung hat den einstimmigen Beschluss gefasst, der Schriftstellerin Natalie Beer (1903-1987) symbolisch den Ehrenring der Marktgemeinde abzuerkennen. Das berichtet Vorarlberg Online (VOL.AT). Diesen verlieh ihr die Gemeinde 1978 anlässlich ihres 75. Geburtstags.
Die Gemeindevertretung stützte sich laut VOL.AT in ihrer Entscheidung unter anderem auf ein Gutachten des Innsbrucker Historikers Dr. Nikolaus Hagen, das den aktuellen Forschungsstand zur Person Beer zusammenfasst und (erneut) aufzeigt, dass sich Natalie Beer bis ins hohe Alter öffentlich zum Nationalsozialismus bekannte, den Holocaust relativierte und keinerlei Reue auch im Hinblick auf ihre Funktion im NS-Regime zeigte. Vielmehr sprach sie noch 1983 von einem »starken Erbe« des Nationalsozialismus und bezeichnete all jene, die sich nach dem Krieg vom NS-Gedankengut abwandten, als »Verräter« und »Leute, die einfach keinen Charakter hatten«.
Nationalsozialismus bleibt im Fokus der Gemeinde
Zwar sei die Aberkennung zunächst nur ein symbolischer Akt. Bevor sie formal umgesetzt werden kann, muss das Land einen entsprechenden Antrag der Gemeinde Rankweil auf die Änderung eines Gesetzes umsetzen. Dennoch: »Mit der Aberkennung setzen wir ein klares Zeichen gegen den Nationalsozialismus und möchten gleichzeitig die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Rankweil in die Gänge bringen«, erklärte die Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall dem Bericht von VOL.AT nach.
Natalie Beer soll damit nicht aus der Erinnerung getilgt, sondern ihr im Turmzimmer des Waldfriedhofs ausgestellte literarisches Schaffen neu bewertet und eingeordnet werden. Zudem soll das Thema Nationalsozialismus in Rankweil im Fokus der Gemeinde bleiben mit dem vorrangigen Ziel, eine Gedenktafel für die Rankweiler Opfer des Nationalsozialismus zu errichten.
(Titelbild: Das KZ Dachau, hier im November 2016. Es unterhielt eine Reihe von Außenlagern im Allgäu und Vorarlberg.)