Erneut rassistischer Messerangriff in Oberstdorf?

In der Nacht auf Sonntag, den 12. Juli, wurde ein 40-jähriger Oberstdorfer in seinem Garten von einem 37-Jährigen mit einem Messer angegriffen. Der Betroffene geht im Gegensatz zur Polizei von einem rassistischen Übergriff eines Neonazis aus. Auch sein Anwalt sieht Anhaltspunkte dafür.

»Eine rassistische Motivlage ist nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht ersichtlich«, berichtet dagegen die Polizei auf Anfrage. Erst später schildert die wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelnde Polizei den Sachverhalt als Bedrohung in einer Meldung an die Presse. Demnach setzte sich der Betroffene mit einem Regenschirm zur Wehr, woraufhin der 37-Jährige flüchtete. Beamte der Polizeiinspektion Oberstdorf konnten den Betrunkenen dann an seiner Wohnanschrift widerstandslos festnehmen, wie es heißt.

Nach einem Alkoholtest und einer Blutentnahme führte die Polizei Oberstdorf eine Gefährderansprache durch und erlegte ihm ein Kontakt- und Näherungsverbot gegenüber dem Geschädigten und seiner Familie auf. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft sei der Mann von der Dienststelle aus entlassen worden, da keine Haftgründe vorlagen.

Polizei sieht erneut »keine Hinweise auf eine Nähe zur extremen Rechten«

In Oberstdorf verletzte am 25. Juni 2019 ein Deutscher zwei afghanische Staatsbürger mit einem Messer lebensgefährlich. Das Münchner Bündnis gegen Naziterror und Rassismus forderte eine konsequente Aufklärung, doch die Polizei sah kein rassistisches Motiv.

Der Betroffene spricht von einer 40cm langen Klinge und kann nicht verstehen, wieso der Angreifer noch in der Nacht in seine Wohnung in der Nachbarschaft zurückkehren durfte, während er und seine Familie aus Angst nicht schlafen könnten. Übereinstimmend mit seinem Rechtsanwalt berichtet der 40-Jährige von Tätowierungen mit Bezug zum Nationalsozialismus. Doch die Polizei bleibt auch nach erneuter Nachfrage dabei, es gäbe »derzeit keine Hinweise auf eine Nähe zu extremen Rechten.«

Bereits vor rund einem Jahr geriet die Oberstdorfer Polizei in die Kritik, nachdem ein anderer Deutscher am Bahnhof zwei afghanische Staatsbürger mit einem Messer lebensgefährlich verletzte. Das Münchner Bündnis gegen Naziterror und Rassismus forderte eine konsequente Aufklärung des Falls, doch die Polizei sah kein rassistisches Motiv. Wie Gerichtsunterlagen nun zeigen, ermittelte die Polizei zur Tatzeit bereits seit einem Monat gegen den Täter, weil er am Bahnhof Kempten zuschlug und sein Opfer rassistisch beleidigte.


Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

Eltern, Angehörige und Freunde von Jugendlichen, die sich rechts orientieren, können Hilfe bei der Elternberatung bekommen.

Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

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