AfD Allgäu: Wahlkampf in geschlossener Gesellschaft

Das AfD-Stammlokal Bassano war am Dienstag mit Parteiwerbung behangen und nach außen hin abgeschottet. Während draußen 35 Personen gegen das Treffen demonstrierten führte die Rechtsaußenpartei drinnen ihren Kommunalwahlkampf unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch.

Überwiegend Personen aus Oberstaufen versammelten sich nach Angaben der Kampagne Keine Stimme für Rassismus (KSFR) am Dienstagabend zu einer Protestkundgebung an der Pizzeria Bassano. Sie wollten damit erneut ein Zeichen gegen die Normalisierung rechtsradikaler Positionen durch die AfD und für ein weltoffenes Allgäu setzen. Im Aufruf zur Kundgebung heißt es, »das Lokal des AfD Funktionärs Axel Keib direkt am Erlebnisbad Aquaria hat sich in den letzten Monaten zum Brennpunkt für Veranstaltungen der Rechtsaußenpartei im Allgäu entwickelt«. Dies liege laut KSFR jedoch nicht an einem besonders großen Zuspruch für die AfD in Oberstaufen. Vielmehr habe die Partei in Folge von starkem zivilgesellschaftlichem Gegenwind nahezu sämtliche anderen Veranstaltungsorte in der Region eingebüßt.

Bei Wind und Schnee demonstrierten am 11. Februar erneut 35 Personen vor dem AfD-Stammlokal Bassano. Photo: KSFR

Tatsächlich hat die AfD in Folge von Protesten mehrere Veranstaltungsorte verloren. So ist etwa im Landkreis Lindau derzeit kein Gasthof bereit der Rechtsaußenpartei Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Der AfD-Wahlkampf im Allgäu konzentriert sich dementsprechend bislang nahezu ausschließlich auf Oberstaufen. Aber auch hier protestieren regelmäßig Bürgerinnen und Bürger gegen deren Treffen. Als Reaktion finden diese als geschlossene Gesellschaften statt und erzielten zuletzt kaum mehr Außenwirkung jenseits der aktiven Parteianhänger.

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Der AfD wird es »zu bunt«

Auf die Proteste gegen ihre Partei reagieren Funktionäre der Allgäuer AfD mit zunehmender Aggressivität und Nervosität. So kam es auch am Dienstag einer Stellungnahme von KSFR zu Folge zu einem aufgebrachten Auftritt des AfD-Gastwirtes Axel Keib. Anlass hierfür waren demnach zwei Personengruppen, die offenbar in der Absicht sein Restaurant zu besuchen, am Schild mit der Aufschrift »Geschlossene Gesellschaft« halt gemacht hatten. Laut KSFR  hatte Keib die abgewiesenen Gäste fälschlicherweise für Kundgebungsteilnehmer gehalten und aufgebracht die anwesende Polizei zur Hilfe gerufen. Daraufhin hätten Anhänger der AfD das verschlossene Tor zum Garten des Bassano versperrt und eine Art Barriere mit Gartentischen errichtet, die sie fortan bewacht haben sollen. Bilder dokumentieren den Vorgang und zeigen, dass Teile der zur Straße gerichteten Fenster der Gaststätte mit Plakaten verhangen waren.

Anhänger der AfD versperren und bewachen am 11. Februar den Zugang zum Bassano. Photo: KSFR

Im Angesicht dieser Abschottungsstrategie und des beständigen Protestes fällt es der AfD zunehmend schwer sich nach Außen hin als vermeintlich bürgerlich-konservative Partei zu präsentieren. Hierzu hatte der Lindauer Ortsvorsitzende der Rechtsaußenpartei, Rainer Rothfuß, in einem internen Schreiben noch vor wenigen Wochen angemahnt. In dem von der Initiative gegen Rassismus im Westallgäu (IGRW) veröffentlichten Dokument schreibt Rothfuß an seine Parteifreunde: »Wir werden unseren Beitrag leisten, das ›Feindbild AfD‹ hier in unserer Heimatregion zu besiegen und es nicht noch zu nähren! Dann ist der Weg für unseren Durchbruch frei!« Eben dieser Strategie wollen sich viele Staufner auch weiterhin in den Weg stellen und kündigen für kommenden Monat bereits weitere Proteste zum nächsten AfD-Stammtish im Bassano an.


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