Das Allgäu ist für viele Deutsche nicht viel mehr als eine schmucke Urlaubsregion: grüne Wiesen, weißblauer Himmel, die Berge am Horizont, die Küh vor der Nase. Sebastian Lipp, quasi dialektfrei, 30 Jahre jung, stammt von hier, aus Kempten. Er sagt: „Es gibt hier einen Sumpf, der reicht zurück bis in die 90er Jahre.“ Lipp meint nicht das Werdensteiner Moos, das nahe der Kleinstadt zu aufregenden Wanderungen einlädt. Er meint Bayerns größte noch existierende Neonazi-Kameradschaft.
Der Verfassungsschutz spricht von 60 bis 80 Personen in der Vereinigung Voice of Anger. Lipp sagt, der Dunstkreis, den diese Personen mobilisieren können, ist weitaus größer. Der Journalist beobachtet die Szene seit Jahren. Die Tageszeitung taz hat seine Arbeit portraitiert.
Also, 60 bis 80 Nazis im ganzen Allgäu, das ist zwar schlimm, aber im Bundesdurchschnitt eher komplett vernachlässigbar. Da von einem „braunen Sumpf Allgäu“ zu sprechen ist ausgesprochen bösartig – und dämlich. Nix für ungut!