Schwaben Schwerpunkt der bayerischen Reichsbürgerszene

Bayern korrigiert die Zahl der bekannten Reichsbürger erneut nach oben. Schwaben und hier insbesondere das Allgäu bleiben Schwerpunkt der Szene.

Bayerische Sicherheitsbehörden haben inzwischen 3850 Personen als Reichsbürger identifiziert. Das teilte der bayerische Innenminister Joachim Hermann nach einem Bericht des Fachdienst blick nach rechts vergangene Woche im Innenausschuss des Landtags mit. 350 Personen sollen zu einem »harten Kern« der Szene zählen. Zudem würden weitere 60 der extremen Rechten zugeordnet. 90 Prozent der Reichsbürger seien aber nicht in organisierten Zusammenschlüssen aktiv.

Den Angaben Herrmanns zufolge liege ein Schwerpunkt der Reichsbürger nach dem Spitzenreiter Oberbayern im Regierungsbezirk Schwaben. Die Behörden zählen hier insgesamt 670 Personen, die die Existenz der Bundesrepublik leugnen.

Weit mehr als die Hälfte davon hatte die Allgäuer Polizei schon Ende November 2017 in den Landkreisen Günzburg, Lindau am Bodensee, Neu-Ulm, Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu, sowie in den kreisfreien Städten Kaufbeuren, Kempten und Memmingen identifiziert. 386 Personen waren das damals. Gleichzeitig galten 652 Personen als noch zu überprüfende Verdachtsfälle. Die Anzahl der identifizierten Reichsbürger im Allgäu dürfte sich demnach inzwischen ebenfalls erhöhnt haben. Genaue Zahlen wollen die Behörden noch im März veröffentlichen.

Mit den jüngsten Zahlen hat Bayern die Zahl der Reichsbürger zum dritten Mal in Folge nach oben korrigiert, seit 2016 und 2017 die Zahlen von 1700 beziehungsweise 3500 vorgestellt wurden. Außerdem gibt es zusätzlich zu diesen bestätigen Fällen noch 1400 weitere Verdachtsfälle, die derzeit einer genauen Überprüfung unterzogen werden.

Entwaffnung der Szene

Die Behörden bemühen sich, die Szene zu entwaffnen. Zumindest die Erlaubnis, Waffen zu besitzen wird identifizierten Reichsbürgern von den Behörden entzogen. In Bayern soll das bislang in mindestens 250 Fällen geschehen sein. Auch im Allgäu gibt es Reichsbürger, die von den Behörden entwaffnet werden müssen.

Erst im Dezember 2017 hat ein Reichsbürger in Dietmannsried um sich geschossen und einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst.  Im Besitz der Waffe war er trotz fehlender behördlicher Erlaubnis. Anfang November nahm die Polizei einen Gesinnungsgenossen in Sankt Mang fest, nachdem der Reichsbürger einen mit einem Sturmgewehr bewaffneten Amoklauf androhte.


(Titelbild: Briefkastenaufschrift an einem Reichsbürgerprojekt im Allgäu. Besuch von der Polizei gab’s trotzdem. ©S. Lipp)


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