Am 17. September protestierten erneut rund 35 AfD-Gegner gegen einen intern als letzte Wahlkampfveranstaltung beworbenen Vortrag der Rechtsaußen-Partei.
»Stefaaaaan, falsche Richtung! Geh da nicht rein!« So schallt es vielen Besuchern der nunmehr fünften AfD-Veranstaltung in Lauben bei Kempten entgegen. Um den Gasthof Birkenmoos zu betreten, müssen sie alle an einer dank einiger Trillerpfeifen und einer Musikanlage lautstarken Kundgebung vorbei. Die größten Schreihälse an diesem Sonntagabend sind zwei Kinder aus der rund 3500 Einwohner zählenden Gemeinde. Die Kids kennen einige der AfD-Anhänger beim Namen – und sprechen sie frech an. Mit einem Schild mit den fetten Lettern »FÜR TOLERANZ« und ihrer ganz eigenen Interpretation des Parteikürzels AfD als »Aigentlich Foll Dumm« winken sie den Menschen auf der anderen Seite des von der Polizei gespannten Flatterbands entgegen.
Zum Umkehren bewegen lässt sich nicht einer der xyz Besucher der AfD-Veranstaltung. Die meisten scheinen nur Verachtung für die Kundgebung übrig zu haben. Ein älterer Herr wird gar so aggressiv gegen die beiden Rabauken, dass er von einem Polizisten mit Nachdruck des Ortes verwiesen und ins Veranstaltungslokal der AfD geschickt wird. Die Kids nehmen sich derweil den nächsten AfD-Fan vor.
Letzte große Veranstaltung vor Bundestagswahl
Intern wurde zur »letzten großen Veranstaltung vor der Bundestagswahl«, einem Vortrag von Leyla Bilge mit dem Titel »Der Islam: Scharia, Kinderehen, Frauenrechte« eingeladen. Das Selbstverständnis der angeblich zum Christentum konvertierten ehemaligen muslimischen Kurdin laute: »Ich bin stolze Deutsche mit kurdischen Wurzeln«. Die Rednerin sei »kurdische Menschenrechtlerin« und AfD-Mitglied, heißt es.
Peter Felser, der Vorsitzende des örtlichen Kreisverband für Lindau, Kempten und das Oberallgäu darf sich mit Listenplatz sieben der bayerischen Landesliste zur Wahl in einer Woche Chancen auf einen Einzug in den 19. Deutschen Bundestag ausrechen.
»den Biedermann geben und als Brandstifter wirken«
»Ich stehe heute bereits zum fünften Mal an dieser Stelle und sage euch: Es reicht«, eröffnete ein Kevin Gebhardt von der Allgäuer Linksjugend solid seinen Redebeitrag. Die AfD polarisiert in Lauben. Zum fünften Mal schon lädt der örtliche Kreisverband der AfD zu öffentlichen Veranstaltungen in das Gasthaus Birkenmoos ein, ebenso oft kam es zu von Anwohnern und Antifaschisten organisierten Protesten. Auch der Laubener Gemeinderat beschäftigte sich bereits mit der Frage, ob man der AfD die Nutzung des Lokals verbieten könne.
Der Redner habe »keine Angst vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern von der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.« Diesen Satz, der dem Philosophen Theodor W. Adorno zugeschrieben wird, müsse man sehr ernst nehmen. Es sei »eben nicht nur Hass und Häme, Gewaltandrohung und Gewaltanwendung gegenüber Flüchtlingen durch Einzelne, die wir derzeit erleben und scharf verurteilen.« Es seien Organisationen wie die AfD, die »den Biedermann geben und als Brandstifter wirken«. Deshalb halte der Allgäuer solid-Sprecher es für unverzichtbar der AfD »entgegenzutreten und ihrer Hetze keinen öffentlichen Raum« zu lassen.
35 protestieren erneut in #Lauben #Oberallgäu gegen #AfD. Redebeitrag: "Wir sind jedes Mal wieder da, wie eine Furunkel an eurem Arsch!" pic.twitter.com/PX8K3WxyKN
— Sebastian Lipp (@SebastianLipp) September 17, 2017
Das wolle man auch nach der Bundestagswahl weiter machen, wenn das Birkenmoos weiterhin von der AfD genutzt werde, sagt Susanne Ferschl am Mikrofon der Anti-AfD-Kundgebung. »Wir sind jedes Mal wieder da«, so die Regionsvorsitzende der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) und Linken-Bundestagskandidatin – »wie eine Furunkel an eurem Arsch!«