Ein Anhänger von Combat 18 mit Sturmgewehr. Die Gruppe gilt als der bewaffnete Arm des zwar in Deutschland verbotenen aber weiter aktiven internationalen Neonazinetzwerks Blood&Honour.

Polizei stoppt Neonazi mit scharf geladener Schusswaffe und Ersatzmunition auf A8

Zugriffsbereite scharfe Waffe samt Ersatzmunition in der Bauchtasche, ein Beil im Handschuhfach und weitere Waffen zu Hause: So stoppt die Polizei auf der A8 bei Jettingen-Scheppach einen 44-jährigen Neonazi. Ob Strukturermittlungen in Richtung Rechtsterror laufen und um welche Waffen es sich genau handelt, möchte sie nicht sagen.

Am Vormittag des des 19. Augusts 2025 kontrollierten Fahnder der Grenzpolizeiinspektion Lindau an einer Tankstelle am Rastplatz der Anschlussstelle Jettingen-Scheppach an der A8 einen 44-Jährigen. Das berichtet die Polizei in einer Mitteilung an die Presse. Bereits beim Annähern an das Fahrzeug, schreibt die Behörde, »konnten die Beamten aufgrund des Erscheinungsbildes des Fahrzeugs Anhaltspunkte feststellen, welche auf eine Verbindung zur rechtsextremistischen Szene hindeuten.«

Siegelring der Waffen-SS am Körper, weitere Knarren zu Hause

Ein Anhänger von Combat 18 mit Sturmgewehr. Die Gruppe gilt als der bewaffnete Arm des zwar in Deutschland verbotenen aber weiter aktiven internationalen Neonazinetzwerks Blood&Honour.
Ein Anhänger von Combat 18 mit Sturmgewehr. Die Gruppe gilt als der bewaffnete Arm des zwar in Deutschland verbotenen aber weiter aktiven internationalen Neonazinetzwerks Blood&Honour. (Bild: Recherche Nord)

Deshalb durchsuchte die Polizei das Fahrzeug des 44-Jährigen und stellte fest, »dass dieser verdeckt unter seinem T-Shirt einen Siegelring der Waffen-SS mit einer Gravur mit nationalsozialistischem Inhalt an einer Kette um den Hals trug.« Bei der Durchsuchung der durch den Fahrer getragenen Bauchtasche fanden die Kräfte der Lindauer Grenzpolizei demnach eine zugriffsbereite scharfe Schusswaffe mit eingeführtem und geladenem Magazin sowie eine Packung entsprechender Munition. Außerdem im Handschuhfach ein Handbeil.

Bei einer unter Einbeziehung der Staatsanwaltschaft Memmingen durch die zuständige Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Memmingen angeordneten Durchsuchung der Wohnung des 44-Jährigen fand die Polizei nach ihren Angaben noch mehr Schusswaffen und Munition. Eine entsprechende waffenrechtliche Erlaubnis für die Schusswaffe und die dazugehörige Munition konnte der Mann laut Polizei nicht vorweisen, weshalb jetzt wegen mehrerer Verstöße gegen das Waffengesetz ermittelt werde.

Wie viele Waffen und Munition die Polizei bei der Durchsuchung in Nordrhein-Westfalen genau fand, will sie auf Anfrage zum Schutz der Ermittlungen nicht offenbaren. Nur, dass es sich um mehrere Waffen im einstelligen Bereich handle. Die Waffen seien sichergestellt worden. Aufgefallen sei das Fahrzeug aufgrund der szenetypischen Verwendung von Buchstaben und Zahlenkombinationen im Kfz-Kennzeichen.

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Rechtsterroristische Verbindung? Polizei schweigt

Mittlerweile hat die die wohnortnahe Kreispolizeibehörde Heinsberg die Ermittlungen übernommen,  während die tatortnahe Staatsanwaltschaft Memmingen die Hoheit über das Strafverfahren behält. Diese ordnete mangels erfüllter Voraussetzungen für einen Haftbefehl keine Vorführung des Neonazis an. Nach Abschluss der Maßnahmen entließ die Polizei ihn aus der vorläufigen Festnahme.

Unsere Fragen nach Hinweisen auf eine Verbindung des Mannes zu rechtsradikalen oder anderen politischen Organisationen und dem Zweck des Waffenbesitzes ließ die Polizei ebenfalls wegen der laufenden Ermittlungen unbeantwortet. Ebenso, ob es gezielte Strukturermittlungen zu möglichen Verbindungen zu rechtsterroristischen oder militanten Gruppen gibt.

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