Rechte Propaganda über linke Gewalt in Türkheim

Mit einem großen Banner am Kirchturm verbreiten Aktivisten der Identitären Bewegung alte Fakenews angeblicher linker Gewalt in Türkheim.

Aktivisten der Identitären nutzten ein Baugerüst am Kirchturm in Türkheim, um ein großes Banner aufzuhängen. Am Mittwoch veröffentlichten die rechtsradikalen Aktivisten auf Facebook Photos von der Aktion, die am 4. März stattgefunden haben soll. Man werde »nicht mehr länger hinnehmen, dass immer wieder friedliche Bürger durch eine gewaltbereite linke Szene bedroht« würden, heißt es in dem Beitrag. Diese Szene würde auch in Türkheim »gegen Andersdenkende vorgehen«.

Die Aktion bezieht sich offenbar auf einen Onlineartikel, der schon im Oktober 2017 erschien. Mindelmedia News berichtete damals von Flugblättern mit der Aufschrift »Nazi sein heißt Probleme kriegen«, die in Türkheim aufgetaucht seien. Darin sah das Portal eine Eskalation und leitete daraus ab, dass sich in Türkheim eine »gewaltbereite linke Szene« herausbilde.

Polizei: keine links motivierte Kriminalität

Dagegen teilte ein Sprecher der Polizei schon damals mit: »bezüglich Ihrer Anfrage zu den Gewaltdrohungen ›von links‹ kann gesagt werden, dass dies derzeit etwas hochgegriffen scheint. Personenpotential im Bereich linksextremistischer Kriminalität ist bis dato in Türkheim nicht bekannt geworden.«

Auf erneute Anfrage antwortete die Pressestelle des zuständigen Polizeipräsidiums am Donnerstag, es wurden in Türkheim auch »bis heute keine Vorgänge polizeilich bekannt, die als politisch motivierte Kriminalität links eingestuft sind.«

Mit reichlich Verspätung macht die Falschmeldung von Mindelmedia jetzt dennoch die Runde in rechten Netzwerken. Nach der Aktion der Identitären wurde das Märchen der angeblich gewaltbereiten linken Szene Türkheims am Donnerstag von einem bekannten rechten Blog aufgegriffen.


(Titelbild: Kirche Mariä Himmelfahrt in Türkheim, Richard Mayer, CC BY_SA 3.0)


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